23 April 2010

In der Pfalz

14 Wochen 4 Tage

Wir waren noch in Iowa, damit Niklas seine amerikanischen Verwandten kennen lernt. Das war unser Glueck, denn sonst haetten wir die Woche auch in einem schaebigen Hotel in Baltimore verbringen und auf das Nachlassen der Aschewolke warten koennen. So hatten wir nur einen Tag Verspaetung und sind gestern am fruehen Nachmittag in Ramstein gelandet. Den Flug haben wir alle gut ueberstanden. Schliesslich haben wir mittlerweile schon ordentlich Uebung im Reisen mit Baby. Auch wenn es kein Zuckerschlecken ist wurde die Logistik doch mit jedem Flug einfacher, nachdem wir gelernt hatten Niklas zu tragen und den Kinderwagen als Gepaeckkarre umzufunktionieren. Auch das Stillen im Flugzeug und Flughafen war nie ein Problem.

Den Ohmbachseelauf am Freitag Abend hatte ich wegen der Verspaetung eigentlich schon abgeschrieben, aber als ich dann hoerte, dass meine Eltern ihr Wohnmobil auf dem Campingplatz direkt an besagtem Stausee abgestellt hatten, kam neue Hoffnung auf.
Jons zukuenftiger Kollege holte uns vom Flughafen ab und brachte mit Jon unser Gepaeck zum Hotel, waehrend ich mit Niklas im Kinderwagen vor dem Tor der Air Base meine Eltern begruesste. Dort wurde ich dann von den beiden abgeholt. Da ich einen deutschen Fuehrerschein habe (und Jon nicht) mussten wir nur ein Formular ausfuellen und schon wurde mir ein temporaerer Zettel ueberreicht den wir brauchten um unser
Auto abzuholen, das schon am 15. April hier eingetroffen ist. Gegen sechs waren wir dann wieder am Hotel, schnell umziehen und wieder los zum Campingplatz, Eltern einladen und dann das Problem: Wo geht der Lauf denn los? Nach einigem Herumirren und Fragen fanden wir dann doch den Start und die Anmeldung.

10 Euro fuer zwei Personen, billiger geht es ja wirklich nicht. In letzter Minute noch schnell die Startnummern gesichert und Niklas in der Obhut seiner Grosseltern gelassen, die mit ihm im Kinderwagen spazieren gegangen sind.
Leider spinnt mein SI Gelenk, sodass vor allem der zweite Teil des Laufs doch sehr schmerzhaft war. Immer wieder musste ich stehen bleiben und dehnen und so kam es, dass ich gerade noch vor den drei letzten Damen ins Ziel gehumpelt kam.
Landschaftlich war der Lauf jedoch wunderschoen und ich war doch froh noch mitgemacht zu haben. Jon war "etwas" schneller, brauchte 42 Minuten ins Ziel und kam mir dann wieder entgegen, um den letzten Kilometer zusammen zu joggen.

Jetzt sitze ich hier, sehe die Sonne aufgehen und kann vor Aufregung nicht mehr schlafen. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass wir wirklich drei Jahre hier wohnen sollen.
Ich brauche einen Chiropraktiker, der mich wieder einrenkt und mein Rennrad um die Umgebung zu erkunden. Beides sollte hoffentlich in der naechsten Woche erledigt sein.

13 April 2010

Auf Reisen

13 Wochen

Wir sind mal wieder heimatlos, haben Florida hinter uns gelassen und alle Freunde und Bekannte, die wir in den letzten drei Jahren dort gefunden haben. So ein Umzug geschieht immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge, aber wir haben das Beste aus unserer Zeit dort gemacht, furchtbar viel erlebt und gesehen und nun war es auch wirklich Zeit zu gehen. Es wurde auch schon ganz schoen warm und schwuel, also genau der richtige Zeitpunkt um sich zu verabschieden und nach Washington D.C. abzureisen. Jon hat hier einen 10taegigen Lehrgang und Niklas und ich nutzen die Zeit um uns die Umgebung anzuschauen. Am Wochenende waren wir alle zusammen mit einem Freund von Jon, der in der Gegend lebt, zum Wandern in West Virginia. Wer erinnert sich nicht an das Lied "Country Roads" von John Denver, das an keinem Lagerfeuer fehlen darf und genau dort spielt? Das Land erinnert an deutsche Mittelgebirge mit Bergen und Wald, nur wilder, groesser und unzugaenglicher. Das war nach dem ganzen Stress genau das Richtige fuer uns und eine gute Einstimmung auf die Pfalz.
Hier in Washington haben wir eine Laufgruppe gefunden, mit der wir letzten Donnerstag unterwegs waren - immer praktisch um Routen in einer fremden Umgebung zu finden - und am Freitag Abend gab es einen 5 km Lauf keine 10 Lauf-Minuten von unserem Hotel entfernt. Jon ist gerannt wie der Wind (19:15) und ich habe den Kinderwagen zwischen ueber 1000 Laeufern navigiert. Das war mal eine ganz andere Erfahrung und hat "ein bisschen" laenger gedauert (26:11), hat aber auch viel Spass gemacht.

Jetzt geht es am Freitag erstmal fuer ein paar Tage nach Iowa zu Jons Familie bevor wir am 22. April in Deutschland landen. Da freuen wir uns schon!

PS: Ich habe den Blog straeflich vernachlaessigt. Wer Bilder sehen und auf dem Laufenden bleiben will kann ja mein Freund auf Facebook werden. Das ist meist einfacher als einen ganzen Text zu verfassen wenn man nie weiss, wann das Baby wieder was will...

11 März 2010

Busy Mom

8 Wochen 2 Tage
Lange hab ich nichts mehr von mir hören lassen hier im Blog. Dabei ist diese Zeit doch so besonders, dass sie eigentlich viel besser dokumentiert werden müsste. Immerhin: Fotografieren tue ich ständig. Mein Baby und Florida, das mir in den letzten Jahren Heimat gewesen ist. Nur zum Bloggen reicht es oft einfach nicht.

Mal sehen woran das liegt:

  1. Niklas ist jetzt fast zwei Monate alt und beansprucht doch sehr viel Aufmerksamkeit. Meist schläft er nachts gut, aber vorgestern musste ich noch nach Mitternacht eine halbe Stunde mit ihm um den Block wandern bis er endlich eingedöst war. Zum Glück habe ich nun diverse Tragevorrichtungen - BabyBjörn, Schlinge und Tragetuch - sodass ich ihn auch im Haus mit mir rumtragen kann und trotzdem die Hände frei habe. Bei ein bis zwei Ladungen Wäsche pro Tag ist das auch dringend notwendig. Jeden Tag gehe ich mindestens eine halbe Stunde mit ihm spazieren, am liebsten am Strand oder in einem Naturpark. Da ist es auch praktischer ihn zu tragen statt mich mit dem Kinderwagen im Sand abzumühen oder vom Salzwasser rostige Speichen zu riskieren.
  2. Wir ziehen in weniger als vier Wochen um, und zwar nicht einfach nur um den Block, sondern auf einen anderen Kontinent. Das zieht natürlich auch einen ganzen Rattenschwanz an Terminen und Betätigungen nach sich. Papierkram und Organisatorisches wollen erledigt werden, Niklas braucht einen Reisepass, wir müssen Sachen aussortieren die wir nicht mehr brauchen und die nicht mit nach Deutschland sollen, Reisevorbereitungen müssen getroffen werden. Das Militär ist ganz schön bürokratisch und Jons Liste mit auszufüllenden Formularen ist scheinbar endlos.
  3. Dann hatten wir eine Woche lang Jons Eltern aus Iowa zu Besuch, um die wir uns kümmern mussten. Schließlich wollten sie ihren Enkelsohn auch mal kennen lernen bevor wir ihn über den Atlantik verschleppen.
  4. Auch wenn Brownie mittlerweile in seiner neuen temporären Heimat in Tennessee ist - wir haben ihn selbst bis nach Georgia gefahren wo er von unseren Bekannten abgeholt wurde - darf ich trotzdem noch Stephanies Pferde reiten und versuche, auch das so gut wie möglich auszunutzen, denn auch das ist bald vorbei. Wir wollen mal sehen ob es vor unserer Abreise noch ein Barrel Race gibt, denn darauf musste ich während der Schwangerschaft verzichten.
  5. Alles ist hier immer weit weg, sodass wir unheimlich viel Zeit damit verbringen, mit dem Auto durch die Gegend zu fahren. Wenn Stephanie nicht so nett wäre uns ihr Auto bis zur Abreise zur Verfügung zu stellen - unser CR-V ist bereits mit dem Schiff auf dem Weg nach Deutschland - wüsste ich gar nicht wie wir das alles machen sollten.
  6. Am Wochenende fahre ich gerne auch mal mit dem Rennrad durch die Gegend. So lange es geht muss ich das Flachland ausnutzen, denn bald wir es bergig.
  7. Und zu guter Letzt ist dann da natürlich auch noch das Lauftraining, das langsam wieder ausgebaut wird. Das Gruppentraining am Dienstag machen wir so oft wie möglich mit. Als Jons Eltern da waren haben sie auf Niklas aufgepasst, ansonsten läuft Jon auch mit dem Kinderwagen und die Trainerin hat uns angeboten, beim nächsten Mal den Kinderwagen zu übernehmen, damit wir beide fit werden für unseren letzten 5-km-Lauf in Florida, den "Downtown Melbourne" am 3. April. Das Besondere an diesem Lauf ist, dass Männer und Frauen getrennt laufen, sodass wir beide mitmachen können. Letztes Jahr bin ich dort mit 19:55 vierte Frau geworden. Dieses Jahr wird das wohl nicht klappen, aber mein Bestes geben will ich trotzdem. Immerhin habe ich es bei starkem Wind vor einer Woche schon geschafft, vier Runden (1600m oder eine Meile) in 6:45 zu laufen. Mit Jons Unterstützung und anfeuernden Rufen der Trainerin habe ich mein momentan Bestes gegeben und mir die Seele aus dem Leib gerannt. Das hat richtig gut getan, auch wenn ich das Gleiche vor einem Jahr in genau 6 Minuten geschafft habe. Ich bin auf dem richtigen Weg, aber es liegt noch viel Arbeit vor mir, wenn ich irgendwann mal wieder eine neue PB aufstellen oder auch irgendwas gewinnen will.
Ich hab viel zu tun. Mein Leben ist schön!

22 Februar 2010

Draußen Spielen

5 Wochen 6 Tage

Endlich scheint die Kältewelle, die auch über Florida hereingebrochen war, mal ein Ende zu haben oder uns wenigstens für eine Weile zu verschonen. Wozu haben wir uns denn durch den heißen Sommer gequält, wenn wir jetzt frieren und unser Baby in warme Pullover, Wollmützen und Handschuhe einpacken müssen?

Das Wochenende jedenfalls hat uns mal wieder entschädigt und gezeigt, wie das perfekte Winterwetter hier aussieht. Und natürlich haben wir es ausgenutzt.

Am Samstag Morgen mussten wir früh raus, denn mein erster 5-km-Lauf ohne Niklas stand an. Seit Mai hat er mich bei jedem Rennen begleitet, diesmal war er zum ersten Mal "nur" Zuschauer. Jon wollte selber nicht mitlaufen und hat sich bereit erklärt auf das Baby aufzupassen während ich mal sehen wollte, wo ich nach 3-4 Wochen Laufen stehe und was trotz der bisher nur sehr kurzen Strecken und der nicht mal 6 Wochen zurückliegenden Geburt so geht.

Bei perfektem Laufwetter, 11 Grad, bedeckt und so gut wie windstill gab ich mein Bestes. Es war hart, es war anstrengend, 5 km kamen mir sehr weit vor, und es war total klasse! Wie herrlich, nicht mehr schwanger zu sein und ohne dicken Bauch einfach loslaufen zu können.


Die beiden ersten Meilen lief ich auch noch wunderbar gleichmäßig mit jeweils 7:30/Meile (4:39/km), in der dritten reichte die Kondition dann doch nicht ganz aus. Ich hatte damit schon gerechnet und einen Plan im Kopf, also verzweifelte ich nicht, sondern verlangsamte mein Tempo einfach soweit wie nötig mit Kraft für einen ordentlich langen Endspurt, bei dem ich noch auf den letzten Metern einen Herrn vor mir einsammeln konnte. Mit dem Ergebnis von 23:37 (4:43/km, eine Sekunde schneller als mein Tempo in Boston) bin ich auf jeden Fall zufrieden, hatte ich doch mit irgendwas um 25 Minuten gerechnet. Dass ich damit auch noch meine Altersgruppe gewann war auf jeden Fall ein schöner Lohn für die Anstrengung.

Damit fühle ich mich nun fit und bereit, wieder mit dem Training anzufangen. In den nächsten 12 Wochen werde ich mit einem 10-km-Anfängerplan auf die Laufserie in der Pfalz vorbereiten, der auch wieder Speedwork, Tempoläufe und Hügeltraining beinhaltet.

Nach der Siegerehrung mussten wir relativ schnell wieder abfahren, denn mittags wollten wir uns mit Stephanie bei den Pferden treffen. Nächstes Wochenende bringt Jon Brownie in sein Zuhause in Tennessee (das heißt, er trifft sich mit den Leuten auf der Hälfte der Strecke in Georgia) und so war nun die letzte Gelegenheit gekommen mit Brownie noch mal in einen schönen Naturpark zu fahren und einen längeren Ausritt zu machen.
Inzwischen hatte es sich sehr schön aufgewärmt und wir hatten viel Freude an einem flotten Ritt auf dem Lake Lizzie Trail.

Meine Männer blieben ausnahmsweise mal zu Hause.

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Am Sonntag Morgen wurden wir wieder von strahlendem Sonnenschein geweckt und wieder nutzte ich Jon's Anwesenheit schamlos aus und ließ ihn mit Niklas zu Hause. Schon seit einer Weile hatte mich mein Rennrad in der Garage angelacht, aber unter der Woche ist das ein bisschen schwierig mit dem Baby. Jetzt war es endlich soweit. Ich musste noch das Rad austauschen und die Reifen aufpumpen, bevor ich mich auf die etwa einstündige 23 km lange Tour machte. Ich hatte schon fast vergessen wieviel Spaß das Rennradfahren macht und gar nicht gewusst, wie sehr ich es vermisst hatte.


Nach so vielen Alleingängen musste auch endlich mal meine Jungs zu ihrem Recht kommen. Jon war noch aufgeputscht von meinem Lauf und entschloss sich, diesmal den langen Lauf zugunsten von 800-m-Intervallen ausfallen zu lassen. Während er in der Mittagshitze schwitzte, ging ich mit Niklas im Kinderwagen spazieren und feuerte Jon an wenn ich ihn traf.



Mit Niklas abwechselnd im Tragetuch und auf Daddys Bauch liegend konnten wir am Nachmittag mit offenen Türen unser "Wohnzimmer draußen", den Florida Raum, nutzen. Niklas gefällt die Schaukel natürlich gut und ich habe beide Hände für andere Dinge frei.


Abgerundet wurde das Wochenende mit einem kleinen Familienausflug zum Strand. Alle zusammen fuhren wir zum Cocoa Beach Pier, zum ersten Mal für Niklas und spielten Touristen. Lange sind wir schließlich nicht mehr hier, da müssen wir die Nähe zum Meer ausnutzen!



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17 Februar 2010

Familienleben

5 Wochen 1 Tag

So hatte ich mir das vorgestellt: Was wir vorher schon gemacht haben können wir nun (fast) alles auch mit Niklas zusammen machen.
Das Leben mit Baby wird langsam zum Alltag und ich gewöhne mich immer mehr daran, tagsüber mit ihm alleine zu sein. Seit er über 3,5 kg wiegt kann ich ihn auch in der BabyBjörn Tragevorrichtung mit mir rumschleppen und muss nicht ständig den schweren Kinderwagen und Kindersitz inklusive Kind ins und aus dem Auto heben. So haben sich viele alltägliche Erledigungen wie z.B. Einkaufen doch sehr vereinfacht. Außerdem genießen wir so unsere Spaziergänge noch mehr. An Laufruhetagen fahre ich mit Niklas jedes Mal zu einem anderen kleinen Park oder Weg und zeige ihm Florida. Für morgen ist endlich auch mal ein Strandspaziergang geplant.

Noch schöner ist es natürlich, wenn Jon frei hat und auch mit dabei sein kann. Am Valentinstag waren wir alle zusammen mit Stephanie in einem Zoo, den wir noch nicht kannten und einem angeschlossenen Kletterpark, bei dem man sich mit allerlei Balanceakten von Baum zu Baum hangeln musste.

Die Arbeitsteilung war "gerecht": Während wir Mädels unser "Leben riskierten" blieben die Jungs am Boden und dokumentierten das Ganze mit der Kamera.

Na gut, ehrlich gesagt fand ich es super nett von Jon, dass er mir zuliebe auf den Spaß verzichtet und auf Niklas aufgepasst hat. Er meinte, er hätte sowas ja schon in der Grundausbildung bei der Air Force gemacht, nur war es da wohl "etwas" härter.

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Wenn ich ausreite bleibt Jon mit Niklas am Stall und spielt mit den Hunden oder sitzt einfach nur Zeitung lesend im Auto. Satteln kann ich mein Pferd nach langer Zeit endlich wieder selber. In der Schwangerschaft und direkt nach der Geburt war mir der Westernsattel einfach zu schwer, um ihn selbst auf mein 1,46m kleines Pferd zu wuchten. Das geht jetzt auch wieder.


Und dann war da noch das Gruppentraining gestern, das ein bisschen anders aussah als geplant. Als wir zum Sportplatz kamen sahen wir schon Scharen von pubertierenden Jugendlichen bei allerlei leichtathletischen Wettkämpfen: Kein Platz für uns! Auf dem Parkplatz erfuhren wir dann, dass auch die Trainerin heute nicht anwesend war. Einige Läufer waren aber trotzdem gekommen. So fand das Training eben auf der Straße statt. Niklas war im Kinderwagen dabei und da Jon schon am Montag einen erschreckend schnellen Tempolauf gemacht hatte erklärte er sich nach einigem Hin und Her (keiner wusste so ganz genau wie und was los war und was wir machen sollten) zum Schieben bereit. Schließlich ist er viel stärker als ich und ich habe Niklas schon in der Schwangerschaft ständig mit mir rumgeschleppt.
Mit meinem Aufbautraining bin ich inzwischen bei 20 Minuten Laufen angekommen. Das ist ganz klasse und kurz genug, dass ich nicht immer nur so vor mich hintrotten muss, sondern auch endlich mal wieder (fast) mein gewohntes Tempo laufen kann. Jon meinte, er hätte mit Niklas auch nicht schneller gekonnt, also glich sich das ganz gut aus und wir konnten zum ersten Mal seit der Geburt alle drei zusammen laufen. Am Indian River entlang und durch die alte Wohnsiedlung dort mit niedlichen Einfamilienhäuschen. Das war schön! So können wir das gerne öfter machen. Wenn ich wieder stärker werde können wir uns dann ja auch mal mit dem Schieben abwechseln und in so einem Moment träumt man natürlich auch Zukunftsmusik: Vielleicht wird unser kleines Mäuschen später auch mal ein Läufer und wir können tatsächlich alle drei zusammen laufen gehen.

06 Februar 2010

Ja, wo läuft sie denn?

3 Wochen 4 Tage

Das ist mit einem Neugeborenen, den man ja nicht wirklich aus den Augen lassen kann, auch nicht immer so einfach zu beantworten.

Jon geht jetzt schon seit zwei Wochen wieder arbeiten, sodass ich Niklas tagsüber ganz für mich habe. Das war gerade in der ersten Woche ziemlich ungewohnt und anstrengend, aber ich glaube mittlerweile gewöhne ich mich so ein bisschen daran. Dazu kommt, dass wir uns öfter alle drei zum Mittagessen treffen und ich zwischendurch auch mal mit jemandem reden kann, der Antwort geben kann.

Es ist wunderbar, Mutter zu sein und den kleinen Niklas endlich hier bei uns zu haben. Er hat unser ganzes Leben auf den Kopf gestellt und regiert den Haushalt. Dabei wächst er wie Unkraut (schon über 4 kg und 53 cm), wird immer anspruchsvoller und meldet sich lautstark wenn ihm was nicht passt.
Niklas Streifenmonster

Zurück zur Überschrift jedoch: Ja, ich laufe wieder. Es ist vielleicht ein bisschen früh, aber dafür habe ich auch einen sehr konservativen Plan aus meinem "Schwanger Laufen" Buch. Da fing es an mit 10 Minuten gehen, 1 Minute laufen, 5 Minuten gehen, 1 Minute laufen, 5 Minuten gehen usw. bis man 25 Minuten voll hat. Inzwischen bin ich bei 10 Minuten gehen, 15 Minuten laufen, 10 Minuten gehen angekommen und fühle mich richtig gut dabei. Da ich aber noch nicht mit dem Kinderwagen laufen will (dazu ist meine ganze Rumpfmuskulatur noch zu geschwächt von der Schwangerschaft und Geburt) bleibt die schwierige organisatorische Frage: Ja, wo laufe ich denn?

Am einfachsten wäre es natürlich abends, wenn Jon wieder zu Hause ist, aber dann will er meist entweder selber laufen oder wir fahren zu Brownie, der auch Bewegung braucht, geritten werden will und den wir ja nicht mehr lange haben. Mitte/Ende Februar wird er wahrscheinlich in sein neues vorübergehendes Zuhause in Tennessee umsiedeln und bis dahin will ich es schließlich ausnutzen ein Pferd zu haben.

Bleibt meist also nur tagsüber, wenn ich mit Niklas alleine bin. Das Fitnesscenter des YMCA, das am nächsten liegt, hat zwar Kinderbetreuung, aber da müssen die Kleinen mindestens sechs Wochen alt sein und einfach neben das Laufband stellen darf ich den Kinderwagen auch nicht, obwohl das die einfachste Lösung wäre.

Zum Glück ist da noch das Fitness Center auf der Air Force Base. Auch da darf ich mit Niklas zwar nicht in den normalen Raum für alle, aber wenigstens gibt es ein kleines gesondertes Eltern-/Kind-Zimmer mit einem Ergometer, einem Stairclimber, einem Crosstrainer und sogar einem Laufband. In dem Raum ist es eigentlich zu warm zum Laufen, es gibt keine Ventilatoren und wenn schon jemand anderes auf dem Band ist muss man erstmal warten. Auch darf man, wie mir gestern streng mitgeteilt wurde, den Kinderwagen nicht neben das Band stellen. Natürlich funktioniert das am besten, denn das Geräusch an sich ist schon sehr beruhigend und wenn das Baby doch mal anfängt zu meckern kann ich ihn ein bisschen schaukeln ohne meinen Lauf unterbrechen zu müssen. Stattdessen muss er in die abgetrennte Spielecke. Für größere Kinder, die schon krabbeln oder laufen können, sicher sinnvoll wegen der Verletzungsgefahr, aber für mein Mäuschen doch eher eine Schikane.

Aber egal, wenigstens habe ich eine Möglichkeit, meine ersten - vorsichtigen, langsamen - Laufschritte zu wagen. Jon arbeitet ganz in der Nähe und da bietet es sich an, sich tagsüber zum Mittagessen zu treffen.

Es fühlt sich gut an, ohne den dicken Babybauch zu laufen, Yoga zu machen (zu Hause vor dem Fernseher mit Niklas in seiner Babywippe direkt neben mir), auszureiten und mit dem Mountain Bike zu fahren. Auch wenn ich noch 2 kg über meinem Vor-Schwangerschafts- und mindestens 4 über meinem Wunschgewicht liege fühle ich mich doch so leicht wie lange nicht mehr. Meine Beine freuen sich jedenfalls sehr.

Und am Wochenende ist es sowieso am besten, wenn ich endlich draußen laufen darf und Jon solange bei Niklas bleibt. Gerade heute hat es sich endlich mal wieder so richtig wie laufen angefühlt. Das hat richtig gut getan.

23 Januar 2010

Niklas' erster Fünfer


Jedenfalls seit er auf der Welt ist. In meinem Bauch hatte er ja schon einiges an Rennerfahrung gesammelt, so auch bei den ersten beiden Läufen der Titusville Race Series.
Heute stand nun der dritte an und weil es mir so gut geht und man auch fürs Gehen Punkte bekommt führte unser heutiger Familienausflug mal wieder ins 30 Minuten entfernte Titusville. Laufen soll ich ja noch nicht wieder, aber gegen einen 5 km langen "Spaziergang" mit meiner süßen Maus kann ja keiner was einzuwenden haben. Mit elf Tagen wird es ja auch langsam Zeit, in dieser Richtung erste Erfahrungen zu sammeln.

Natürlich waren wir am Vortag wieder nicht vor elf ins Bett gekommen und Niklas bestand darauf, um fünf Uhr morgens gestillt zu werden (natürlich nicht das einzige Mal in dieser Nacht), sodass wir doch mit einem ordentlichen Schlafdefizit anreisten, das der guten Laune aber keinen Abbruch tat.

Es war ein wunderschöner Morgen, sonnig, trocken und relativ kühl ohne zu kalt zu sein. Gerade richtig für einen Lauf, Spaziergang, Ausfahrt im Kinderwagen. Von meiner üblichen Nervosität war nichts zu spüren und das Aufwärmen konnte ich mir diesmal auch sparen. Stattdessen war ich mal wieder über die getönten Fenster und den vielen Platz im Auto froh der Niklas und mir bei seiner letzten Mahlzeit vor dem Rennen genug Privatsphäre gab. Insgesamt waren wir wieder mal positiv überrascht, wie einfach es ist, unser Baby überall mit hinzunehmen.

Um acht war es schließlich soweit. Ich hatte mich ganz hinten am "Walkers" Hütchen aufgestellt und dann fiel der Startschuss.

Ein großes Glück durchströmte mich als wir uns in Bewegung setzten, zum ersten Mal mit Niklas im Kinderwagen, der übrigens wirklich hervorragend leichtläufig ist. In einem Rennen mit meinem Sohn dabei zu sein war ein großartiges Gefühl.
Dass sich die meisten Läufer direkt mal absetzten und eine immer größer werdende Lücke entstand machte mir sowas von überhaupt nichts aus. Ich ging meinen schnellsten Schritt und Niklas war sowieso von der Bewegung direkt eingeschläfert worden.

Die Strecke eignete sich hervorragend für unsere Zwecke, denn einen 5-km-Rundkurs hat man nicht allzu oft.

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Dazu war sie auch noch besonders schön, an ruhigen Seitenstraßen entlang, im Morgenlicht und Sonnenschein einfach klasse. Ich muss es zugeben: Nach 10 Minuten Gehen joggte ich probeweise ganz langsam eine Minute lang. Ging richtig gut. Fünf Minuten flottes Gehen, eine Minute langsames Joggen, das war ein guter Kompromiss. Es fiel mir ganz leicht und ich glaube nicht, dass ich es damit übertrieben habe. Niklas, der das mit dem Joggen im Kinderwagen noch nicht kannte, machte ab und zu mal ein überraschtes Geräusch, wachte dabei aber nicht mal wirklich auf.


Vielleicht einen Kilometer vor dem Ziel gab es dann noch eine schöne Überraschung: Jon, der natürlich schon ewig vorher angekommen war kam uns entgegen, sodass wir den Rest der Strecke zusammen zurücklegen konnten.

Das war am schönsten: Mit der ganzen Familie im Rennen. Ich bin so froh, dass wir diese ganzen tollen Sachen zusammen machen können.
Jon erzählte mir von seinem eigenen Lauf: Obwohl er nicht wirklich sooo viel trainiert hatte war ihm doch mit 19:31 an diesem perfekten Laufmorgen eine neue (Florida) PB gelungen. Nur als siebzehnjährigem Highschool Läufer in Iowa war er noch schneller. Da war ich natürlich besonders stolz auf ihn.

Im Ziel war einiges an Zuschauern versammelt, die mich begeistert auf den letzten Metern anfeuerten. Ich beschleunigte meinen Laufschritt (Wir LAUFEN ins Ziel, hab ich damals beim Distanzreiten gelernt) noch ein bisschen und kam über beide Ohren grinsend nach 42 Minuten ins Ziel. Das ist eine Minute schneller als meine 10-km-Bestzeit, aber ich möchte trotzdem behaupten, dass dieses erste Mal mit Niklas mein bestes Rennen überhaupt war. Vor allem vom Gefühl her, das mich irgendwelche Zeiten sofort vergessen ließ.

Ich hatte dieses Mal natürlich nichts gewonnen, aber Jons Zeit war gut genug für den dritten Platz in seiner Altersgruppe. Passenderweise gab es diesmal als Preise für alle Platzierten Teddybären. Da kann man sich ja denken, für wen er seinen gewonnen hatte.


Auf der Heimfahrt öffnete Niklas dann schließlich so ziemlich zum ersten Mal an diesem Tag seine Augen für länger und konnte sich seinen neuen Plüschkumpan auch mal anschauen.