10 April 2008

Please come to Boston

Jetzt kann ich schon die Tage zählen!
Meine Güte, ist das aufregend. Den Boston Marathon läuft man ja auch nicht alle Tage.
Ich hatte mich aufs Tapern gefreut, aber es ist natürlich auch wie immer etwas anstrengend, einfach rumzusitzen und abzuwarten. Jedenfalls bin ich froh, mich zu der Diät entsclossen zu haben, denn jetzt laufe ich nicht mehr so viel und würde gnadenlos zunehmen. Ein paar Tage vor dem Marathon ist aber natürlich wieder Carbo-Loading angesagt.
Ich esse nun unheimlich viel frisches Obst und Gemüse, dazu Fisch, Geflügel, Vollkornprodukte und magere Milchprodukte. Fett kommt größtenteils aus pflanzlichen Quellen wie Nüssen und Olivenöl. Alle Gerichte sind schnell und einfach zubereitet und schmecken hervorragend.
Fürs Training kommen je nach Streckenlänge und Intensität Gel, Gatorade oder Riegel dazu, aber insgesamt ist das Programm schon auf aktive Menschen zugeschnitten. Hungern muss ich jedenfalls nicht.

Meine Läufe sind meist gut und schnell. Sonntag bin ich wunderbare 18 Meilen im Regen gelaufen, schneller als je zuvor, Dienstag gab es Intervalle auf der Bahn, die eine Freude waren und der Tempolauf heute, für den ich extra zur einzigen Tartanbahn, dem Warrior Track auf der Base, gefahren bin, fiel mir schon fast unheimlich leicht. Dazwischen nur noch kurze Läufe und Radfahrten, die letzten zwei Wochen vor dem großen Rennen stehen ganz im Zeichen des Ausruhens und Taperns, damit meine Beine und mein Kopf am 21. April frisch und startklar sind.

Ansonsten geht es mir wie kurz vor der Wanderung nach Santiago de Compostela. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich wirklich bis nach Spanien wandern und reiten würde. Ebensowenig kann ich mir heute vorstellen, dass ich den Boston Marathon laufen werde. Immerhin gibt es viele Menschen, die ihr Leben lang versuchen, die Qualifikation zu schaffen und mir ist das bei meinem zweiten Marathon gelungen. Und das, obwohl ich die letzten Meilen kaum noch kriechen konnte.
Sogar die Lokalzeitung hat schon angerufen, ein Interview gemacht und einen Fototermin vereinbart. Vor (und nach) Santiago bin ich auch in allen Lokalzeitungen aufgetaucht. Boston ist eben irgendwie doch das Compostela der Marathonläufer.
Was noch? Der Flug ist natürlich schon lange gebucht, wir fliegen Freitag in einer Woche ab und kommen Mittwoch darauf wieder. Wir haben ein Hotelzimmer, einen Mietwagen und eine Einladung zu Jons Onkel nach Cape Cod, wo wir zwei Tage bleiben wollen. Einen Sponsor, der mir einen Scheck geschickt hat und dessen Aufwärmkleidung ich vor dem Marathon anziehen soll, hat Jons Vater mir auch gesichert.
Ich weiß auch schon, welche Schuhe ich anziehen will, nämlich die Mizuno Wave Inspire. Andererseits haben die auch schon wieder über 400 Meilen weg und müssen demnächst ersetzt werden. Ob wohl noch genug Zeit ist, mir die selben Schuhe nochmal zu besorgen und dann lieber in den neuen zu laufen?
Den Space Coast Marathon bin ich in Race Flats gelaufen und habe es bitter bereut. Ich brauche doch etwas mehr Stabilität.
Da haben mir die Mizunos in vielen Rennen schon gute Dienste geleistet, denn sie halten genau die Waage zwischen so wenig Gewicht wie möglich und so viel Unterstützung wie nötig. Ich trage sie bei allen Intervall- und Tempoläufen und sie sind wirklich prima.
Dann sollte ich vielleicht doch mal losfahren und mir neue kaufen. Dann habe ich das Sponsorengeld wenigstens zweckmäßig eingesetzt.
Natürlich ziehe ich auch wieder mein Laufröckchen und den roten Sport-BH an, aber nun stellt sich natürlich die Frage nach dem Wetter. Es könnte ganz schön kalt werden im April in New England. Also müssen auf jeden Fall Handschuhe mit und vielleicht besorge ich mir noch diese neumodischen Armwärmer, die angeblich auch Ermüdungserscheinungen in den Armen vorbeugen. Mal schauen, ob ich die hier irgendwo kriege.
Kompressionsstrümpfe sind auf jeden Fall wieder mit dabei. Mag der Effekt nun eingebildet oder wirklich vorhanden sein, ich finde dass sie mir gut tun und deswegen ziehe ich sie an. So! Ist mir doch egal, ob das albern aussieht.

Ich habe noch keine Ahnung, wie es um die Logistik am Start und Ziel beschert ist. Muss ich mir doch noch mal genau das kleine Büchlein durchlesen, das mit der Post ins Haus geflattert ist. Da steht das sicher alles drin. Man soll ja mit dem Bus zum Start fahren. Der Bus nimmt aber nur Marathonteilnehmer mit und ich hätte Jon doch eigentlich gerne dabei. Wie das wohl genau gehandhabt wird?

Meine Startzeit habe ich nun auch schon. Ich war ja erst furchtbar enttäuscht, aber es hat auch etwas Gutes.
Der Start erfolgt in mehreren Wellen, wobei die Elite-Frauen um 9:35 loslaufen. Um 10 kommen die Elite-Männer und die schnellen Läufer. Um halb elf kommen die langsamen Läufer. Ich starte um halb elf. Da musste ich natürlich doch erstmal schlucken, als ich das erfahren habe.
Andererseits gibt es Startpaddocks in denen man sich nach seiner Qualifikationszeit und Startnummer aufstellen muss.
Die 10-Uhr-Welle geht von Startnummer 1 bis 13999, dabei stellt man sich im entsprechenden Paddock (immer 1000 Läufer in einem) auf.
Die 10:30-Welle startet logischerweise mit Nummer 14000. Ich habe 14076. Das heißt, ich bin ganz vorne und kann beim Startschuss direkt loslaufen, während ich als Nummer 13999 fast 14000 Menschen vor mir gehabt hätte. Da kann man sich ja vorstellen, wie lange es bis zur Startlinie dauert. Und dann noch diese ganze Drängelei und Schieberei. Es sollen auch schon Menschen totgetrampelt worden sein.
Das kann ich mir nun alles sparen (wenn die 14000 Leute vor mir rechtzeitig weg sind) und mich praktisch in der ersten Reihe aufstellen. Auch nicht schlecht…

Und jetzt muss ich mal aufhören mit dem Geschreibsel und Schuhe kaufen gehen. Hoffentlich gibt es die auch noch!

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Kerstin.
Nun bin ich auch in Deinen Blog gestolpert und hab’ mich ein wenig festgelesen …
Das hört sich ja richtig gut an. Du hast super trainiert, läufst mit Leichtigkeit und der Boston-Marathon wird sicher ein großer Erfolg. Ich drück’ die Daumen.
Herzliche Grüße
Gerhard

Anonym hat gesagt…

Langsam wird es wirklich ernst, der Countdown läuft, man kann richtig mit Dir fiebern.

Wenn Du die 3:20 erreichst gebe ich einen aus, bei 3:18 (meine Bestzeit) noch einen !

Viel, viel Glück, ich komme noch mal wieder, bevor Du nach Boston fliegst !!

Anonym hat gesagt…

Oh, das klingt nach viel Aufregung. Ist aber auch wirklich ein tolles Projekt.

Anonym hat gesagt…

Spannend, spannend! Und ein bisschen nervös bist Du auch - das ist gut, das gibt den Kick! Boston ist nicht alle Tage, Du wirst schnell rennen, keine Frage! :-)
Alles Gute schon mal, kann sein, dass ich in der Zeit nicht ins Internet komme...aber vielleicht klappt's ja auch reibungslos mit der Umstellung...*hoff*

Grüße von
Manu