05 April 2007

Wilder Westen inklusive

Wie das auf Reisen so ist: Manchmal hat man Internet, manchmal nicht. Weder gestern in Tombstone, Arizona noch heute in El Paso, Texas haben wir Wireless Internet, also wird dieser Bericht wohl mit Verspaetung erscheinen muessen.
Wir sind jedenfalls nach der Grand Canyon Besichtigung wieder in die Wueste gekommen, immer noch relativ hoch ueber dem Meeresspiegel, aber doch einiges niedriger als Flagstaff, weiter suedlich und daher auch waermer und trockener.
Tombstone, "The Town to tough to die", ist eine erstaunlich gut erhaltene und trotzdem lebendige richtige alte Westernstadt mit staubiger Main Street - gluecklicherweise fuer den Autoverkehr gesperrt, was in Amiland ja selten vorkommt - auf der sich beruehmte historische Schiessereien abgespielt haben. Die Gebaeude auf der Main Street sind original erhalten, mit Saloons, in denen sich echte und verkleidete Cowboys und Touristen tummeln, Andenkenlaeden, Museen, aber auch Banken, Apotheken und einem Lebensmittelgeschaeft. Als wir gegen 6 Uhr ankamen, waren allerdings die meisten Geschaefte und Sehenswuerdigkeiten bereits geschlossen, Restaurants und Saloons hatten aber noch auf und wir mussten weder verhungern noch verdursten. Unser schoenes, uriges Motel war ausserdem nur einen Block entfernt von der Hauptstrasse.


Am naechsten Morgen konnte ich es kaum abwarten laufen zu gehen, denn das ist in der Wueste immer ein besonderes Erlebnis. Es war um halb sieben morgens noch angenehm kuehl und die Sonne war gerade erst aufgegangen. Ich lief aus der Stadt hinaus in die Wueste, Staubstrassen folgend und erstmal immer bergab, denn Tombstone liegt am Hang und nach Norden geht es bergab. Doch die klare Luft half, den Weg nach zwei Meilen auch wieder hoch zu laufen. Zum Schluss noch durch die historische Innenstadt, auch ein geniales Erlebnis und dann Fruehstueck draussen vor dem Hotel auf einer Bank im Sonnenschein. Herrlich.


Mit Jon war ich dann auch noch mal auf Stadtrundgang und wir besichtigten den beruehmten Boothill Friedhof, auf dem viele Opfer legendaerer Schiessereien und Justizirrtuemer aus dem Wilden Westen begraben sind.


Wir hatten genug gesehen und fuhren weiter, heute mal komplett ueber Nebenstrassen durch eine Gegend, die fuer jeden Western Kulisse spielen koennte - wir sind schliesslich auch mitten im Wilden Westen. Sogar die ueber 15 m hohen Saguaro-Kakteen, bei Lucky Luke ein unverzichtbarer Bestandteil der Landschaft, kommen eigentlich nur hier vor und wir hatten schon gestern auf der Fahrt nach Tombstone die Gelegenheit, diese im Saguaro National Park ganz aus der Naehe zu bewundern.


Das Thema der heutigen Fahrt war die Grenze zu Mexiko. Wir fuhren so weit suedlich wie moeglich und erlebten neben atemberaubender Landschaft, Leere, Weite, Trockenheit und immer weniger Bergen die Naehe zur mexikanischen Grenze in Form von unzaehligen "Border Patrol" Fahrzeugen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die 3000 Meilen lange Grenze zu bewachen. Als Europaeer offene Grenzen gewohnt war es fuer mich doch irgendwie seltsam, stundenlang an einer gesicherten und streng bewachten Grenze entlang zu fahren.


Wir fuhren durch New Mexiko nach Texas und landeten am fruehen Abend in El Paso, dem amerikanischen Teil einer binationalen und bilingualen Grossstadt auf beiden Seiten der Grenze - in diesem Fall des Rio Grande, der die Grenze markiert. Das Hotel ist relativ alt, besitzt viel "Atmosphaere" und einen Concierge, der sich als ungeheuer geschwaetzig erwies. Stundenlang wurden wir vollgequatscht und als wir dann endlich essen gehen wollten, waren alle Restaurants geschlossen, obwohl es doch erst sieben Uhr war. Wir trafen auf unserem Stadtrundgang nur hunderte von Mexikanern, die mit Einkaufstueten beladen Richtung Grenze marschierten. Die Laeden waren vollgestopft mit billigen Ramsch und das Ganze erinnerte uns doch sehr an den Flohmarkt in San Jose.
Essen die Leute hier etwa kein Abendbrot? Schliesslich fanden wir doch noch ein nettes Restaurant, das tatsaechlich bis Mitternacht auf hat. Da muss ich doch grad mal anmerken, dass es hier zwar kein Ladenschlussgesetz gibt, aber trotzdem alle Laeden und Cafes und ueberhaupt alles zwischen 5 und 6 Uhr dicht macht.
Morgen wollen wir uns dann mal auf Besichtigungstour nach Ciudad Juarez, der mexikanischen Seite der Stadt, machen. Ich bin ja mal gespannt, was fuer Abenteuer da wieder auf uns warten.

Keine Kommentare: