Samstag Abend noch auf einer Halloween Party, aber wir mussten früh gehen, denn Sonntag Morgen zu einer sehr unchristlichen Zeit von sieben Uhr (zum Glück gerade richtig zur Umstellung auf Winterzeit, also gefühlte 8 Uhr) fiel der Startschuss zum Halbmarathon in Monterey. Das Ganze fand eine Meile von unserer Wohnung entfernt statt, also konnten wir uns umständliches Parkplatzsuchen ersparen und zur Startlinie zu Fuß gehen.
Da war trotz der frühen Stunde natürlich schon viel los. Fast bis zu unserem Haus sahen wir Läufer beim Aufwärmen, alle Straßen waren gesperrt und je näher wir dem Event kamen, desto mehr Menschen sahen wir. Die gesamte Innenstadt war voller Dixie Klos, vor denen sich lange Schlangen gebildet hatten.
Wir joggten selber ein bisschen zum Aufwärmen, lieferten unsere warme Kleidung am "Sweat Truck" ab und dann war es auch schon Zeit, uns an der Startlinie aufzustellen. Wir hatten beide eine geschätzte Zeit von 1:45 bis 2:15h, also konnten wir im selben Corral starten.
Ich war recht nervös und es dauerte mir auch zu lange, bis das GPS endlich seine Position gefunden hatte, aber letzendlich schaffte es das noch Minuten vor dem Start. Und dann war es soweit. In den nächsten Minuten war nur noch das Tappen von 10.000 Füßen auf dem Asphalt zu hören, als wir auf der Hauptstraße eine Runde um unseren Haussee starteten. Ein bisschen verteilten sich die Läufer bald, Jon verabschiedete sich und lief voraus, aber da ich ein ziemlich durchschnittliches Tempo lief, war ich die ganze Zeit von vielen Menschen umgeben. Wir kamen wieder zurück in die Innenstadt und auf dem Weg dorthin standen schon die Zuschauer vor ihren Häusern. Einige hatten ihre Stereoanlagen auf die Veranda gebracht, spielten Musik und feuerten uns an. So war die erste Meile natürlich schnell geschafft.
Wir kamen wieder auf die große Hauptstraße und liefen nun Richtung Süden durch den Tunnel, der sonst für Fußgänger und Radfahrer gesperrt ist. Noch waren alle frisch und fit und hatten ihre Freude daran, im Tunnel laut zu brüllen und ein enormes Echo zu veranstalten. Außerdem hatte sich am Ende des Tunnels ein Flötenspieler aufgebaut, der uns mit seiner Musik erfreute.
Es ging weiter durch die von John Steinbeck unsterblich gemachte "Straße der Ölsardinen", der Haupttouristenstraße von Monterey direkt am Meer, wo es noch mehr Live Musik gab und in den Nachbarort Pacific Grove. Ein gutes Stück immer am Meer entlang, durch die ziemlich ausgestorben wirkende Innenstadt von Pacific Grove an dem historischen Holman-Gebäude vorbei, in dem ich arbeite und zurück zum Meer zum Lovers Point. Dort gab es dann auch zum zweiten Mal Wasser, Gatorade und Vaseline (um Scheuerstellen zu vermeiden). Von hier an gab es nur noch eine Straße hin und zurück, und zwar immer direkt am Meer entlang. Die Besiedlung wurde spärlicher und schließlich gab es nur noch Golfplätze, Dünenlandschaft und die schroffe Felsküste des pazifischen Ozeans. Und nach einiger Zeit natürlich die Läufer, die schon wieder auf dem Rückweg waren und uns entgegen kamen. Die ersten wurden schon durch Autos vollgestopft mit Offiziellen des Rennens und der Stadt angekündigt und waren unheimlich schnell. Wir Langsameren feuerten sie an und jubelten laut, als sie vorbei kamen. Leider schienen sie nicht ganz so viel Spaß an der Sache zu haben, sondern sahen das Ganze eher als harte Arbeit an, die es bei dem Tempo sicher auch war. Mir ging es immer noch erstaunlich gut und weder die Knie (zu dessen Schutz ich vorsichtshalber Bandagen anhatte) noch die rechte Hüfte (die mir in der letzten Woche Sorgen gemacht hatte) störten mich beim Laufen. Die Meilen schienen nur so dahin zu fliegen. An jeder vollen Meilen riefen Freiwillige die Zeit und die voraussichtliche Zielzeit aus, sodass ich das GPS eigentlich gar nicht unbedingt gebraucht hätte, aber ich war trotzdem froh, es dabei zu haben. Als die Straße sich am 17-Mile Drive schließlich wieder landeinwärts wandte, war die Zeit zum Umkehren gekommen. Durch die Umwege durch die Innenstädte von Monterey und Pacific Grove hatten wir schon einiges über die Hälfte geschafft und nun ging es nach Norden wieder zurück. Das Wetter war perfekt zum Laufen, denn es war bewölkt, nicht zu kalt und nicht zu warm und ausnahmsweise war es auch windstill, was uns bei dem offenen Kurs am Meer entlang sehr half.
Auch auf dem Rückweg gab es wieder Musik, die aber nicht mehr ganz so euphorisch von den Läufern begrüßt wurde, und anfeuernde Zuschauer. Außerdem kamen mir bis zum Lovers Point immer noch Nachzügler entgegen, die sich als Geher angemeldet hatten oder einfach nicht mehr laufen konnten oder wollten.
Wieder ging es durch die Cannery Row, die Straße der Ölsardinen und diesmal nicht über die Straße sondern auf dem Fuß- und Radweg zurück zur Fishermans Wharf.
Auf der letzten Meile rannte ich noch mal besonders schnell, denn ich wusste ja, wo die Ziellinie war, weil Jon und ich die Strecke am Freitag schon mit dem Rad abgefahren waren. Trotzdem war diese letzte Meile die Härteste des ganzen Rennens, denn nun wollte ich richtig Tempo machen, war aber auch schon ein bisschen müde von den vorhergegangenen 12 Meilen, sodass ich wirklich froh war, endlich ins Ziel zu stolpern. Ein unglaubliches Gefühl! Ich hatte es geschafft (natürlich wurde mein Name, der im Ziel ausgerufen wurde, wie immer völlig falsch ausgesprochen) und zwar innerhalb der Zeit die ich mir vorgenommen hatte. Das GPS zeigte 1:53:26h und 13.29 Meilen an, wohl weil ich ja im zweiten Corral vor der offiziellen Startlinie losgelaufen war, und die offizielle Zeit war schließlich 1:52:56 in 13.1 Meilen. Da ich mir 2 Stunden vorgenommen hatte, war ich sehr zufrieden mit mir.
Jon war schon 11 Minuten vorher eingetroffen und feuerte mich auf den letzten Metern an.
Die Prozedur nach dem Ziel war erstaunlich erfreulich: Ich bekam eine Medaille umgehängt, noch mehr Wasser und Gatorade (ich nahm keine silberne Rettungsdecke und vergaß auch zunächst, meinen Time Chip abzugeben) und ging durch ein Zelt, in dem ich eine Pappschachtel mit Obst und Gebäck füllen konnte. Auf der Custom House Plaza schließlich gab es wieder Live Musik, jede Menge Fressbuden und Verkaufsstände und Freibier für alle Teilnehmer. Hier traf ich auch Jon wieder. Wir holten unsere warmen Sachen ab, denn nun wurde uns schnell kalt, tranken Bier, aßen aus unseren Schachteln und unterhielten uns mit anderen Teilnehmern aus Jons Klasse. Die Resultate wurden erstaunlich schnell ausgehängt und wir hatten es schwarz auf weiß: Jon war auf Platz 323 gelandet (255. Mann, 38. in seiner Altersklasse) und ich hatte den 709. Platz erwischt (209. Frau, 46. in meiner Altersklasse). Also waren wir beide immer noch unter den schnellsten 1000 Läufern von immerhin 5000, ein Ergebnis, mit dem wir wirklich zufrieden sein können.
Als wir gegen Mittag nach Hause gingen, waren wir doch ziemlich geschafft und ich fand zwei blaue Zehennägel, verursacht durch Blutblasen unter den Nägeln, vor.
Auf jeden Fall aber war es ein großartiges Rennen und wir hatten viel Spaß beim Laufen. Mein erster, aber bestimmt nicht letzter Halbmarathon ist zu Ende und nun kann ich es kaum abwarten, für einen richtigen Marathon zu trainieren, auch wenn das noch eine Weile dauern wird. Der Winter wird besonders aktiv mit vielen kürzeren und längeren Rennen und einem weiteren Halbmarathon südlich von L.A. im Februar als Höhepunkt unseres kalifornischen Abenteuers, bevor wir Ende April nach Florida umziehen und uns erstmal an das heißere Klima dort gewöhnen müssen.
29 Oktober 2006
Big Sur Half Marathon on Monterey Bay
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