22 September 2005

Von den Bergen in die Wueste

Weil unsere vortaegige Wanderung so klaeglich ins Wasser gefallen ist und uns sowieso geraten wurde, im Dunkeln in Las Vegas anzukommen, machten wir uns gestern Morgen noch mal auf den Weg, ein gutes Stueck zu laufen.
Von unserem Campingplatz aus fuehrte ein Wanderweg hoch in die Berge, zu verschiedenen Gebirgsseen und ueber 3000 m hohe Paesse. Wir befanden uns schon auf 2048 m Hoehe und folgten dem Wanderweg bis zu den Twin Lakes auf 2871 m. Dafuer mussten wir lange klettern, fuer die 11 km brauchten wir auf dem Hinweg 4 1/2 Stunden, auf dem Rueckweg - es ging ja nur noch bergab - nur 3 Stunden.
Wir wanderten ueber schmale, manchmal felsige Pfade, durch Nadelwaelder und offene Felsenlandschaften mit grandioser Aussicht auf die uns umgebenden hohen Berge. Wir ueberquerten Gebirgsbaeche ohne Bruecke, vorsichtig auf Steinen balancierend und rasteten auf Felsen, wenn der Atem zu schnell ging. Schliesslich ist die Luft so hoch oben ziemlich duenn und es ging fast immerzu bergauf, meist nicht besonders steil, aber stetig. Die Wege waren groesstenteils einfach zu gehen, worueber wir froh waren, aber manchmal ganz schoen nah am Abgrund, was uns herrliche Ausblicke bescherte.
Eigentlich hatten wir geplant, nach drei Stunden umzukehren, um noch zu einer vernuenftigen Zeit in Las Vegas anzukommen, aber als es dann so weit war, mussten wir doch unbedingt noch weiter zu den Twin Lakes, unbedingt noch auf ueber 9000 ft. klettern. Oben gibt es einen "Campingplatz", d. h. die wichtigen bear boxes und ein Plumpsklo. Das Wasser in den Seen ist eiskalt und wunderbar klar, so dass es sich auch zum Kochen eignet.
Wir mussten jedoch wieder umkehren.

Die lange Fahrt, die folgte, war nicht so entspannt wie am ersten Tag. Es war schon relativ spaet als wir endlich aufbrechen konnten - obwohl wir das Zelt schon am Morgen eingepackt hatten - und wir wollten so schnell wie moeglich ankommen. Ein Ziel, dass man sich bei 420 Meilen (675 km) besser nicht setzen sollte, denn so zog sich die Fahrt endlos hin, obwohl wir im Auto waehrend der Fahrt assen und sonst auch nur kurz zum Tanken anhielten.
Als wir endlich die Nevada State Line vor uns in der ansonsten stockdunklen Wueste auftauchen sahen, waren wir erstmal sehr erleichtert und es war schon nach 11 Uhr abends.
Es war absolut verrueckt. Etwa 500 m zu beiden Seiten der Autobahn blinkte und blitzte es schon von Weitem in einer geraden Linie, beim Naeherkommen machten Millionen von Gluehbirnen die Nacht zum Tage. Einfach alles war beleuchtet. Haeuserfronten mit ueberdimensionalen Lichterketten, die Fussgaengerbruecke ueber die Autobahn taghell, riesige, staendig wechselnde Leuchtreklamen, die Kasinos mit viel zu hohen Hotels und Einkaufszentren.
Welcome to Nevada!
"The state allows gambling", war Jons Erklaerung. Nun war es nicht mehr weit bis nach Las Vegas, das uns mit noch mehr kuenstlichem Licht, blinkend, aufregend, kitschig und kuenstlich begruesste. Staunend machten wir uns auf immer neue Sonderlichkeiten aufmerksam, wie einen originalen Nachbau der Freiheitsstatue, eine Pyramide aus Glas, die einen starken Lichtstrahl in den Himmel sandte und endlose Hotels und Kasinos. Dabei musste Jon sich natuerlich immer noch stark auf den Verkehr konzentrieren. Wie viele Spuren die Strassen hatten, hab ich schon gar nicht mehr gezaehlt und alle waren trotz der spaeten Stunde stark befahren. Wir waren nur froh ueber das GPS, das uns zum Hotel fuehrte.
Was fuer ein Kontrast innerhalb einen einzigen Tages. Unberuehrte Natur und von jeglicher Natur entfernte Spielerstadt. Unglaublich!

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