08 April 2007

Bowling, Bier und lange Laufen

... passt nicht besonders gut zusammen. Das liegt aber weniger am Bowling und eher noch weniger am Laufen, sondern am Katalysator, der das Bowling erst richtig vergnueglich macht: Bier.

Jon hat ja jahreslange Bowling Erfahrung. Auf jeder Air Force Base gibt es ein Bowling Center, so auch hier im gottverlassenen Texas. Und was macht man am Samstag Abend, wenn das Wetter nicht wirklich zu langen Aufenthalten im Freien einlaedt, die naechste Stadt zur Haelfte aus leerstehenden Haeusern und aufgegebenen Restaurants besteht und die einzig florierenden Geschaefte "Liquor Barns" sind, Drive-In Getraenkemaerkte (um es mal vornehm auszudruecken), wo man noch nicht mal seinen dicken fetten Pickup Truck verlassen muss, um an die Ware zu kommen, sondern einfach reinfaehrt, das gewuenschte Getraenk durchs Fenster greift, bezahlt und auf der anderen Seite wieder raus.

Was soll man also unternehmen, wenn man kein Kino auftreiben kann, dafuer aber die "Cactus Lanes" zu Fuss schnell zu erreichen sind? Richtig, man geht Bowlen. Das ist einfacher als Kegeln und wenn man mal die richtige Technik raushat - Jon hat mich eingeweiht - geht es nur noch darum, nicht zu sehr zu versuchen, die zehn Kegel mit einer grossen Kugel umzuwerfen. Da hilft es natuerlich enorm, grosse Mengen an Alkohol zu konsumieren. Nicht zu hochprozentig, sonst geht die Kugel nach hinten los. Bier ist genau das richtige Getraenk, um einen in den richtigen Bowling Status zu versetzen, damit man entspannt genug ist und die Kugel in der Mitte der Bahn bleibt.

Ich hatte ja damals bei jedem Kindergeburtstag Angst, dass es auf die Kegelbahn oder wahlweise zum Minigolf geht, weil ich in beiden Sportarten eine absolute Niete bin, aber mit Jon zu bowlen macht dann doch mehr Spass und ist auch einfacher. Ein Spiel habe ich sogar ganz knapp mit einem Punkt Vorsprung gewonnen. Vielleicht liegt das daran, dass es auf Kindergeburtstagen nie Bier gab. Es hilft aber doch, dass man drei Finger in die Kugel stecken kann und die Kegel naeher zusammen stehen.
Jedenfalls hatten wir viel Spass und "Miller Light" floss in Stroemen.

Die Rache kam dann heute Morgen anlaesslich des geplanten 10-Meilen-Laufs. Wir sind dann doch nicht zu dem Stausee gefahren, sondern einfach vom Hotel aus losgerannt, denn es gibt hier auf dem Gelaende ausgezeichnete Laufrouten, 2 bis 7 Meilen lang. Der Plan war, zuerst die 7 Meilen Runde zu laufen und dann noch 3 Meilen dran zu haengen.
Durch den Regen in der Nacht waren die Wege leider ziemlich aufgeweicht, sobald wir den Asphalt hinter uns gelassen hatten und der Lehm klebte schwer unter unseren Schuhen. An jedem Fuss hingen mindestens noch mal 10 Pfund extra Gewicht. Das war ganz schoen anstrengend. Auch das Bier von letzter Nacht machte das Laufen nicht gerade vergnueglicher. Mehrmals musste ich Jon bitten, anzuhalten und auf mich zu warten, waehrend ich mal wieder dem Ruf der Natur folgte. Ausserdem taten meine Knie weh von dem missglueckten Trainingsfahrradeversuch gestern.
Doch einen besonderen Moment hatte der Lauf auch zu bieten. Wir waren mitten in den Plains (die nicht so flach sind, wie man vielleicht meint) und standen einfach nur da und lauschten. Das einzige Geraeusch war das Singen der Voegel. Die Luft war klar und kuehl nach dem Regen. Um uns herrschten Stille und Frieden. Die niedrigen Buesche, die den Grossteil der Vegetation ausmachen, waren gruener als die Wuestenlandschaft, die wir in Arizona und New Mexico erlebt hatten und bis auf den hohen Maschendrahtzaun zur Rechten, der die Base eingrenzt, konnte man kein Zeichen von Zivilisation ausmachen. Das war mal was.
Der Moment ging vorbei und wir setzten unseren Lauf fort.
Nach der Sieben-Meilen-Runde verabschiedete sich Jon in Richtung Hotelzimmer, ich lief die letzten drei Meilen alleine und war froh, als ich es dann auch endlich geschafft hatte.
Fuer die 10 Meilen habe ich ueber eineinhalb Stunden gebraucht - reine Laufzeit. Nicht gerade ein Spitzenergebnis, aber immerhin ist es geschafft.


Bis New Orleans in einer Woche werde ich, das ist schon mal sicher, keinen Alkohol mehr trinken! Schliesslich will ich ja so schnell wie moeglich ueber die Mississippi-Bruecke rennen. Der Kursrekord liegt bei den Damen bei 17 Minuten, aber ich kann froh sein, wenn ich unter 23 Minuten bleibe.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ja Alkohol und Laufen passt irgendwie nicht. Aber Alkohol und Bowlen schon, da muss man schon mal Prioritäten setzen:-)))