18 Dezember 2005

Durch den Wilden Westen nach Casper

Nach einer Stunde in Evanston waren wir tatsaechlich wieder bereit, weiterzufahren. Das Schneetreiben hat nachgelassen und die Schneepfluege hatten ganze Arbeit geleistet und die Strasse soweit geraeumt, dass wir gut fahren konnten. Nach einiger Zeit war die Autobahn komplett schneefrei und auch die Landschaft um uns herum war nicht mehr ganz so verschneit.

Wir fuhren durch das Great Divide Basin, das die Wasserscheide zwischen Pazifik und dem Golf von Mexiko darstellt. Im Basin selber fliesst das Wasser in keinen der beiden Ozeane, sondern versickert einfach im Boden oder verdunstet in den Himmel, denn es ist komplett von hoeheren Bergen umgeben und Wasser kann bekanntlich nicht bergauf fliessen.
Die Wasserscheide selbst passierten wir mehrere Male, da ihr Verlauf nicht genau mit dem Verlauf der Strasse uebereinstimmt.

In Rawlins schliesslich verliessen wir die I 80, der wir nun schon seit Sacramento gefolgt sind und wandten uns auf einem kleineren Highway in Richtung Norden. Zunaechst erschien es so, als waere das keine gute Idee, denn die Strasse war im Ort selber verschneit und nicht geraeumt, aber je weiter wir kamen, desto besser wurde sie und desto besser wurde auch das Wetter.

Es war zwar immer noch bitterkalt - bis -18 Grad Celsius - aber dafuer hatte es endgueltig aufgehoert zu schneien und auch die Wolken verzogen sich immer mehr, bis schliesslich herrlich die Sonne schien und den hier recht spaerlichen Schnee glitzern liess.

Wir waren nicht wirklich im Gebirge, sondern eher auf einer weiten, flachen Hochebene ueber 2000 m, die die Blicke in die Ferne schweifen liess. Berge, Huegel und der nackte Fels, durch Erosion ausgewaschen und bizarr, sorgten immer wieder fuer Abwechslung, dazwischen riesige Rinderweiden, zur Strasse abgezaeunt, damit das Vieh den Verkehr nicht behindert.
Besonders viel Verkehr war nicht, aber einige Lastwagen waren doch unterwegs. Die Trucks fahren hier uebrigens fast grundsaetzlich ein hohes Tempo und duerfen das auch, meist werden beim Tempolimit keinerlei Unterschiede gemacht zwischen Trucks und normalen Autos.

Das Land, das wir durchquerten und das gemeinhin als "Wilder Westen" bezeichnet wird, war schon immer vorwiegend Durchgangsland und so stellt seine Geschichte hauptsaechlich eine Geschichte der Trails dar. Einige Zeit lang fuhren wir auf dem Chief Washakie Trail, aber auch bekanntere wie der Oregon und der Pony Express Trail sowie die Wanderung der Mormonen nach Salt Lake City fuehrte durch dieses Land, in dem sich nur wenige jemals niederliessen. Auf einem kuren Spaziergang am Devil's Gate konnten wir allerhand Wissenswertes ueber die verschiedenen Trails erfahren, aber lange aufhalten wollten wir uns bei der beissenden Kaelte auch nicht.

Casper erreichten wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit - wir sind ja hier nur noch acht statt neun Stunden hinter der Mitteleuropaeischen Zeit hinterher - und fanden das einfache Motel aus meinem Coupon Book dank Navigationssystem auch sofort.
Gut, dass wir nicht in Evanston geblieben sind!

Morgen fahren wir weiter nach Rapid City in South Dakota und bleiben dort einen Tag, um uns Mount Rushmore anzuschauen.

Keine Kommentare: