Zugegeben, das Auto hatte wirklich schon lange eine Wäsche nötig, aber muss es gerade in dieser schäbigen Selbstwaschanlage mit Münzeinwurf, halbhoch grün gestrichenen Wänden und ohne jedes Personal und dazu noch in der Dunkelheit sein, wenn wir zu Hause jede Menge Coupons von Autowaschanlagen rumliegen haben, die die Autowäsche verbilligen?
Ja, und zwar ist gerade diese Art und Weise, ein Auto zu waschen, meiner Theorie nach die für Männer Angenehmste und Passendste.
Außerdem haben sie es scheinbar gerne, wenn man selber mit im Auto sitzt und der Prozedur von innen zuschaut.
Und da macht Jon keine Ausnahme.
In der Eifel hatte er es so richtig gut. Das Wasser um Autowaschen war kostenlos und kam aus der vollständig gesäuberten Sickergrube, direkt aus dem Schlauch vor der Haustür. Außerdem gab es fast immer Gesellschaft und Unterhaltung, sodass die Autowäsche eine Freude war und entsprechend häufig durchgeführt wurde. Oft wurden damit noch Nachbarn angesteckt und schon war die schönste Party zu Gange.
Hier ist das anders.
Hier haben wir keinen Gartenschlauch und obwohl wir für das Wasser nichts bezahlen - eigentlich ein Unding bei der Trockenheit hier - gibt es keine Möglichkeit, das Auto vor der Haustür selber zu waschen. Unsere Nachbarn kennen wir nicht.
Und hier meine Theorie:
Männer waschen ihr Auto am liebsten selber. Wahrscheinlich meinen sie, dass niemand das so perfekt und mit so viel Liebe macht wie sie. Außerdem lassen sie aus Prinzip nicht gerne jemand Fremden an ihr Lieblingsspielzeug.
Es macht ihnen wohl auch einfach Spaß, sich mit dem eigenen Kraftfahrzeug zu beschäftigen, es zu putzen und auf Hochglanz zu bringen, ganz ähnlich einem kleinen Mädchen, das seine Barbiepuppe kämmt oder sein Pony striegelt.
Für Kerle wie meinen Ehemann, die eben nicht Samstagnachmittag ihr Auto vor der eigenen Garage waschen können, gibt es überall auf der Welt Selbstbedienungs-Autowaschplätze. Sie sind immer gleich aufgebaut: Mehrere "Boxen", nach vorne und hinten zum Reinfahren offen, aber zu beiden Seiten und zur Decke geschlossen, nebeneinander; Münzeinwurf für die verschiedenen Programme; einen Schlauch mit Bürste, der unter der Decke an einem Metallarm hängt und frei in alle Richtungen geschwenkt werden kann, um auch noch den letzten Winkel des geliebten Vehikels schrubben zu können. Aus dem Schlauch kommt je nach angewähltem Waschprogramm Wasser mit oder ohne Schaum und man hat soundsoviele Minuten Zeit, sein Auto mit der Bürste zu bearbeiten.
Diese Anlagen sind ein bisschen billige als Autowaschanlagen, durch die man nur durchfahren muss und die alles automatisch mit Riesenbürsten erledigen. Die und solche, wo billige mexikanische Arbeitskräfte die Wäsche von Hand erledigen sind für Frauen, die keine Lust haben, ein Auto selbst zu waschen, sondern diese Prozedur als lästiges Übel ansehen - ich will mich da mal selber gar nicht ausschließen und entschuldige mich noch mal für den Zustand, in dem ich mein Auto in Deutschland zurückgelassen habe.
Jedenfalls sind die Selbstwäschen ein bisschen billiger und das dient den Männern als perfektes Alibi, nicht durch die Waschstraße zu fahren.
Man sollte aber, wenn man sie einmal durchschaut hat, nicht allzusehr nachbohren, warum es gerade diese Wäsche sein soll, denn dann werden sie leicht in die Defensive gedrängt: "Was ist denn schlecht an diesem Ort?"
Tja, was soll man drauf antworten?
Immerhin ist das Auto endlich mal wieder sauber!
26 Oktober 2005
Autowäsche
Eingestellt von Kerstin um 22:45
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