Nach dem ersten Garage-Sales Reinfall vor ein paar Wochen wollten wir es doch noch mal probieren, guenstig einen gebrauchten Wohnzimmertisch zu finden. So gut wie alle anderen Moebel haben wir mittlerweile so angeschafft, doch dies fehlte uns noch.
Adam und Jill gehen dem Garage Saling mit ungeahnter Leidenschaft nach. Jeden Samstag stehen sie um 7 Uhr auf, um sich die besten Schnaeppchen unter den Nagel zu reissen und jedes Mal laden sie uns ein, mitzukommen. Heute haben wir es dann doch endlich mal geschafft, so frueh aus dem Bett zu kommen und sie zu begleiten.
Wir setzten uns also noch ziemlich verschlafen in ihr Auto und fuhren zunaechst mal nach Carmel. Die beiden suchen aus zahlreichen Zeitungsanzeigen immer die am vielversprechendsten klingenden Sales aus und fahren nach einem ausgekluegelten System - Jill faehrt und Adam navigiert - die angegebenen Adressen an.
Manche Sales haette man sich eigentlich sparen koennen, aber man kann vorher nie wissen, was so Nettes oder Langweiliges angeboten wird. Und wenn in der Zeitung steht, man soll nicht vor 9 oder 10 kommen, dann heisst das nicht, dass sich die Leute daran halten, weswegen solche Zeitangaben grundsaetzlich ignoriert werden.
Lustig ist, dass man viele Leute, die ebenso rumfahren und auf der Suche nach alten Haushaltsgegenstaenden, Kleidung oder Moebeln die Lande durchstreifen, immer wieder trifft. So wird oft auch die Navigation zum naechsten Sale vereinfacht ("O, da steht ja schon wieder der rote Truck. Da muss es sein!"). Die meisten Garage Sales finden nicht wirklich in der Garage statt, sondern die Verkaufsgegenstaende werden eher im Vorgarten oder auf der Veranda aufgebaut, was auch gut so ist, denn sie sind meist ziemlich gut besucht, es ist ziemlich eng und man muss aufpassen, dass man den anderen Leuten nicht auf die Fuesse tritt. Da ist es angenehmer, sich nicht auch noch in eine dunkle Garage quetschen zu muessen.
Schon der zweite Sale, den wir anfuhren, war ein ziemlicher Glueckstreffer. Ein paar aeltere Damen hatten sich wohl zur Aufgabe gemacht, Platz in ihrem Haus zu schaffen und ihre wahrscheinlich in Volkshochschulkursen "Schoener Malen" erworbenen Faehigkeiten an den Mann zu bringen.
Ich hatte mir sowieso vorgenommen, nach ein paar echten Gemaelden fuer das Wohnzimmer Ausschau zu halten, um nicht immer nur Kunstdrucke aufhaengen zu muessen, da kamen mir diese dekorativen auf Leinwand gemalten "Kunstwerke", hauptsaechlich kalifornische Landschaftsimpressionen fuer $1 pro Stueck, gerade recht.

Dazu bekamen wir noch einen Reisefuehrer von Kalifornien und Nevada. Die Dame an der "Kasse" war etwas verwirrt, deshalb zahlten wir insgesamt nur $2, ein Superpreis, denn da ist schon die Leinwand, auf der gemalt wurde, mehr wert!
Auch Adam und Jill wurden fuendig und nahmen sich zwei Bilder mit.
Die naechsten Sales boten wieder nicht viel Ueberzeugendes. Irgendwo fanden wir noch ein Englisch-Spanisches Woerterbuch und eine kleine Kuechenwaage, die neben den hier ueblichen Ounzes auch Gramm anzeigt, zusammen fuer 50 ct. Da kam man ja nicht wirklich meckern und bei den ganzen Mexikanern hier (ich will ja gerne auch mal da Urlaub machen), ist so ein Woerterbuch immer nuetzlich. Der Erloes dieses Sales sollte zur Abwechslung mal nicht den urspruenglichen Eigentuemern der Sachen zugute kommen, sondern an das Rote Kreuz gestiftet werden, um Hurricane-Katrina-Opfern zu helfen. Da haben wir also gleich auch noch eine gute Tat getan, nachdem wir vor ein paar Tagen schon Jons haessliches altes Sofa und Sessel, die so aber noch gut sind, und einen grossen Karton voll alter Kleidung gespendet hatten.
Dann der absolute Hit des Tages: Wir waren schon bis Pacific Grove vorgedrungen und kamen an einem Grocery Store vorbei, von dem Jills Arbeitskollegen voellig zu Recht nur Gutes erzaehlt hatten. Neugierig betraten wir den Laden und fanden: Belgische Schokolade (die Amis koennen keine vernuenftige Schokolade machen), Prociutto Schinken, echte Broetchen, 100 verschiedene Kaesesorten, Blaubeeren in Schokolade und viele, viele andere gute Dinge aus Europa.
Im Auto servierten Jon und ich den anderen dann Schinkenbroetchen, eine Delikatesse, auf die ich bisher hier verzichten musste. Sehr lecker! Nur die Aussprache ueben wir noch mal... Den Laden muss ich mir merken!
Frisch gestaerkt machten wir uns wieder auf den Weg und fanden uns schliesslich nach einigen weiteren abgeklapperten Adressen im Auktionshaus von P. G. wieder. Neben den wertvollen Antiquitaeten, die man dort ersteigern konnte und fuer die uns wohl das noetige Kleingeld fehlt, gab es im Keller eine silent auction. Alle Sachen trugen Zettel mit dem Anfangspreis und einer Liste, in die man sich bei Interesse eintragen konnte. Adam hatte sich schon vorher registrieren lassen und stellte uns seine Nummer zur Verfuegung, damit wir mitbieten konnten.
Hier gab es hauptsaechlich Moebel zu kaufen, aber auch ein paar Kisten mit Buechern, Geschirr oder Spielzeug. Endlich fanden wir auch den gewuenschten Wohnzimmertisch. Die Auktion sollte um 12 Uhr mittags beendet werden, also warteten wir bis eine Minute vor 12, trugen uns dann mit der geborgten Nummer ein und waren kurze Zeit spaeter stolze Besitzer eines Tischchens, auf dem wir beim Vernsehen unsere Getraenke abstellen koennen. So einfach geht das.
Naja, wir muessten da Montag oder Dienstag noch anrufen und das Ding abholen, aber Adam und Jill boten sich freundlicherweise an, das fuer uns zu uebernehmen, damit wir morgen auf Hochzeitsreise gehen koennen. Mit dem Grand Canyon wird es nun leider doch nichts, weil Jon ohne Erlaubnis der Air Force Kalifornien bzw. Nevada nicht verlassen darf und das entsprechende Buero gestern zu hatte, aber als Alternativplan wollen wir nun im Sequoia-Nationalpark wandern gehen, wo es die groessten Baeume der Welt gibt! Der liegt noch in Kalifornien auf dem Weg nach Las Vegas und erspart uns darueber hinaus einen weiteren Tag im Auto, den wir fuer die Anfahrt zum Grand Canyon gebraucht haetten.



Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen