31 August 2005

Sommer, Sonne, Sonnenschein!

Hinter mir liegt ein geradezu herrlicher Sommertag! Ich hatte ja schon gar nicht mehr zu hoffen gewagt, dass in Sunny California auch mal schoenes Wetter ist, doch das war heute definitiv mal der Fall.
Seit Freitag ist das Wetter immer besser geworden, und der heutige Tag stellte schon mal die (hoffentlich vorlaeufige?) Kroenung dar. Sonnenschein von morgens bis abends ohne das kleinste Woelkchen am Himmel und dazu T-Shirt und tw. sogar Bikini-Temperaturen.
Nachdem ich also die Fotos der letzten Woche hochgeladen hatte, schnappte ich mir das Fahrrad, um einen schoenen langen Ausflug zu unternehmen. Mein Ziel war Carmel by the Sea, auf der anderen, suedlichen Seite der Montery Peninsula. Carmel ist mit dem Rad gar nicht so einfach zu erreichen. Wenn man sich die Halbinsel mal auf der Karte anschaut, ist ein grosser Teil des Gebiets rund um Pebble Beach, wo die Reichen und die ganz Reichen wohnen, fuer den Durchgangsverkehr gesperrt. Und die stellen nicht nur irgendwelche albernen Schilder auf wie in Deutschland, sondern haben tatsaechlich an allen Zufahrtsstrassen Zollstationen eingerichtet, an denen haargenau kontrolliert wird, wer Anwohner ist oder nicht. Nicht-Anwohner zahlen $8,50 fuer die Passage. Andere Stellen sind durch hohe Tore gesichert. Also keine Chance, einfach an der Kueste entlang zu fahren, zumal das einen riesigen Umweg bedeutet haette.
Mit dem Auto ist man Ruckzuck in Carmel, weil die Autobahn direkt von Monterey nach Carmel fuehrt, und genau das war mein Problem. Bis zu einem bestimmten Punkt folgte ich der Strasse parallel zur Autobahn, immer bergauf natuerlich, denn das Gelaende steigt vom Meer aus immer mehr an. Irgendwann bog die Strasse nach links ab, noch steiler bergauf als zuvor, doch ab hier gab es zum Glueck einen Radweg, der weiter parallel zur Autobahn California 1 verlief. Irgendwann war der jedoch zu Ende, ueberquerte den Freeway und sollte auf der anderen Seite weitergefuehrt werden. Nirgendwo sah ich ein Radwegschild und da Chris mich schon vorgewarnt hatte, dass man ein Stueck auf der California 1 fahren muss, bog ich auf den breiten Seitenstreifen der Autobahn ab, die zum Glueck nach 500 Metern zum normalen Highway (wie eine 4spurige Bundesstrasse) wurde. Dass ich mich tatsaechlich auf einem legalen Radweg befand, bewies das Schild "BIKE ROUTE", das am Rand des Seitenstreifens aufgestellt war! Die spinnen doch, die Amis!

Am Ende des Freeways verbesserte sich meine Situation jedoch nicht, da der Seitenstreifen jetzt viel schmaler war als vorher und ich, da ich nicht an der ersten Ausfahrt rechts abbog, fast von einem Auto ueberfahren wurde, weil ich nicht rechtzeitig die Spur wechseln konnte. Was ich dem auf Deutsch hinterher bruellte, wird er wahrscheinlich leider nicht verstanden haben...
Dabei ist die allgemeine Fahrweise hier sonst sehr defensiv, die Leute halten lieber einmal mehr an, als einmal zu wenig aufzupassen, doch hier hat mich wohl jemand einfach uebersehen.

Immerhin fuehrte die Strasse jetzt steil bergab und ich konnte mich rollen lassen. Und dank des enormen Tempos, das ich trotz Bremsen drauf hatte (ich freute mich schon wieder auf den Rueckweg...), erreichte ich bald meine Ausfahrt, die Ocean Avenue von Carmel.
Ich war erstaunt, wie schoen der kleine, aber feine Ort ist. Ueberall wachsen Pinien und Eukalyptusbaeume, wodurch die Stadt gruener wirkt als Monterey. Die Haeuser sind groesstenteils klein, ein- oder allerhoechstens zweistoeckig und wirken mit ihren Erkern, Schnoerkeln und der heller Holzverkleidung wie Puppenhaeuser. Auch die meist besonders exklusiven Klamotten- und Suessigkeitenlaeden und Restaurants sind in solchen Haeusern untergebracht. Im Hintergrund lockten die hohen bewaldeten Berge der Big Sur Kueste, die hier ihre noerdlichsten Auslaeufer findet.
Langsam liess ich mich die geschaeftige Ocean Avenue hinuter rollen, um schliesslich wieder am Strand zu landen. Und was fuer ein Strand! Ich kettete mein Fahrrad an einen Mast am Anfang des Strandes, an dem ich beilaeufig einen Aushang wahrnahm, mit dem jemand einen am Strand verlorenen Diamantring suchte und dem ehrlichen Finder eine Belohnung von $500 versprach.
Um zum Meer zu gelangen, musste man einen Sandhuegel hinunter gehen. Ich zog meine Schuhe aus und steckte meine Fuesse in den warmen Sand. Den ganzen Tag war ich schon im T-Shirt unterwegs, eine seltene Raritaet hier in Kalifornien...
Der Strand liegt in einer vielleicht 1-2 km langen Bucht, gesaeumt von Steilkueste und pinienbewachsenen Felsen und hat den feinsten Sand zu bieten. Vor allem gibt es hier aber etwas, was Monterey fast komplett fehlt: Wellen! Schon mehrere Meter entfernt vom Wasser wurde man nassgespritzt. Die Wellen entsprechen in etwa denen der franzoesischen Atlantikkueste bei Bordeaux, das heisst, sie sind hoch genug, um interessant zu sein, aber haben nicht genug Kraft, um einen vom Baden abzuhalten. Das Wasser ist mangels Golfstrom allerdings leider mindestens 5 Grad kaelter... Tatsaelich sah ich endlich auch mal ein paar Surfer (Kollegen in Deutschland hatten vorgeschlagen, ich solle hier doch als Surflehrerin arbeiten, obwohl ich noch nie gesurft habe), die sich in Monterey mangels Wellen eher selten blicken lassen.
Ich setzte mich in den Sand, genoss die Aussicht und inspizierte meine Karte fuer einen besseren Rueckweg.
Ich hatte eigentlich gehofft, in Carmel zu Mittag essen zu koennen, doch keines der zahlreichen Restaurants sah so aus, als entspraeche es meinen Preisvorstellungen, also machte ich mich auf den Heimweg. Ich hatte einen Weg gefunden, einen grossen Teil der California 1 zu umgehen, und als ich in die Seitenstrasse einbog, fand ich doch tatsaechlich einen kleineren Grocery Store, in dem ich mir, dehydriert wie ich nach der Fahrt war, eine Flasche Mountain Dew, ein voellig ueberteuertes Sandwich ($5) und ein paar Kekse besorgte. Ich ass auf einer Bank vor dem Laden und nahm kurz darauf frisch gestaerkt den weiteren Aufstieg in Angriff. Diesmal nahm ich nicht den Weg parallel zum Freeway, sondern die Aguajito Road durch das wilde Kalifornien, das ich erst ein paar Tage zuvor entdeckt hatte. Chirs hatte mich vor dem steilen Berg gewarnt, aber da ich den Hauptteil des Aufstiegs schon innerhalb Carmels und auf der California 1 hinter mich gebracht hatte, konnte ich mich nach einem weiteren Kilometer fast bis nach Hause bergab rollen lassen. Ich musste nur der Strasse folgen, um eine Viertelstunde spaeter wieder vor unserem Haus zu stehen.
Jon, der eine halbe Stunde vor mir nach Hause gekommen war, erwartete mich schon sehnsuechtig.
Da er aber dabei war, seine Hausaufgaben zu machen, hing die weitere Gestaltung des bisher schon sehr gelungenen Tages von mir selber ab.
Da es mittlerweile wirklich warm geworden war, beschloss ich, endlich mal in unseren Pool zu springen, den ich vorher nur ein einziges Mal benutzt hatte und das auch nur, um ueberhaupt einmal darin geschwommen zu sein. Das Wasser war kaelter als die Luft, aber nicht wirklich kalt. Der Pool ist leider ziemlich klein, dafuer aber stellenweise bis zu 8 ft. tief. Ich schwamm also froehlich viele kleine Runden.
Nach soviel action war Entspannung angesagt: Ich schleppte die Luftmatratze und mein Buch auf den unteren Balkon und liess mir die Sonne auf den Bauch scheinen. Zwischendurch erhielt ich Besuch von Jon, der mich schon vermisst hatte.
Als ich schliesslich hoch ging, sass er auf dem Sofa und chattete mit Chris. Mir fiel ein, dass dieser manchmal mit seinem Metall-Detektor am Strand auf Schatzsuche ging. Ich erzaehlte Jon also von dem Aushang am Strand, der die Information weiter gab. Wir beschlossen, alle zusammen zum Strand zu fahren und nach dem Ring zu suchen.
So kam ich an diesem Tag noch mal in den Genuss des Carmel Beach. Ich hatte von der Pool-Aktion noch meinen Bikini unter der Kleidung an und da sich der kuehle Wind seit dem Mittag gelegt hatte, konnte ich nicht widerstehen und rannte in die Brandung. Das Wasser war atemberaubend kalt, aber die Wellen machten es einfacher, sich hinein zu wagen. Es war herrlich, im Pazifik zu baden!
Lange hielt ich es nicht im Wasser aus.
Becky und ich lagen am Strand herum, waehrend Jon und Chris auf Schatzsuche gingen. Obwohl der Ring, der auf dem Aushang gesucht wurde, schon wieder aufgefunden worden war, hofften die beiden doch noch, etwas Wertvolles im tiefen Sand zu finden. So liefen sie eine Weile mit dem Geraet am Strand herum, bis es auf einmal fiepsende Toene ausstiess: Sie hatten etwas gefunden! Was es war, konnten wir von unserem Platz aus nicht sehen und dachten schon, es waere vielleicht nur eine Vierteldollarmuenze oder sonstiges uninteressantes Zeug, doch es war in Wirklichkeit ein Ring.
Bisher ist noch nicht klar, welchen Wert der Ring hat, aber Chris und Becky haben mittlerweile herausgefunden, dass es sich um einen Platinring handelt. Ob der Stein allerdings echt ist, wissen sie nicht.
Wir fuhren nach Monterey zurueck und gingen Pizza essen (sehr lecker!), wobei ich mich wieder ueber die seltsamen Tischsitten der Amerikaner wunderte, die nicht mit Messer und Gabel auf einmal essen koennen und sich Reste immer in eine Schachtel packen lassen, um sie mit nach Hause zu nehmen.
Ja, das war ein richtig herrlicher Ferientag!

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