03 Oktober 2009

Marine Corps 1/2 Marathon

Sind wir also mal wieder zum Laufen nach Jacksonville gefahren. Die zwei Stunden Fahrt lohnen sich immer, denn die Läufe sind gut organisiert, mit hunderten von Helfern, die einem überall auf der Strecke freundlich Wasser, Gatorade und Gel anreichen. Die Stadt ist schön, die Strecken gut, die Verpflegung nach dem Laufen hervorragend. Außerdem war es der erste Halbmarathon der Saison in Florida und mir kam es natürlich mit meinem ständig wachsenden Passagier im Bauch darauf an, so früh wie möglich zu laufen und nicht erst Ende Oktober oder November.
Jon ist immer noch verletzt, leistete aber als Fahrer und Betreuer wunderbare Dienste. Wieder fiel mir auf, wie wichtig es ist, beim Laufen die vollste Unterstützung des Partners zu haben. Das ist mit Gold nicht aufzuwiegen.

Wichtig für das gute Gelingen des Halbmarathons waren außerdem: Gute Vorbereitung und Training, eine ganze Woche Tapern vor dem Lauf (ich bin in der Woche nie mehr als 5 km gelaufen und letzten Sonntag auch nur 12,5 km), ordentliches Carboloading mit einem großen Teller Nudeln am Vorabend und Oatmeal am Morgen, trockeneres und kühleres Wetter (um 7 Uhr morgens beim Start waren es ca. 20 Grad) und Laufen ohne Uhr. Das heißt, ich hatte den Garmin schon dabei, weil ich die Strecke gerne nachher auf der Landkarte nachvollziehen wollte, stellte ihn aber nach dem Drücken des Startknopfes so ein, dass ich nur die Uhrzeit sehen konnte und lief die ganze Zeit ganz locker nach Gefühl. An jeder Meile gab es sowieso Markierungen und Uhren, sodass ich immer wieder sehen konnte, wie weit ich schon war, aber eben nicht zu oft.

Jon und ich sind diesen Halbmarathon schon vor zwei Jahren gelaufen, aber damals habe ich es am Anfang viel zu schnell angehen lassen und es war auch viel schwüler. Erst heute, als ich ganz gemütlich unterwegs war und mich nicht quälen musste, sah ich wie nett die Strecke durch die alte Küstenstadt ist. Viel Spaß hatte ich auch, die Gewinner, die schon auf dem Rückweg waren und mir nach einer Weile entgegen kamen, anzufeuern und den schnellen Frauen ihren Gesamtplatz mitzuteilen. Wenn man mit Männern läuft ist es nicht immer einfach zu sehen an welcher Stelle man ist und ich finde es immer hilfreich, wenn mir jemand meinen Platz zuruft.

Nach 12 oder 13 km wurde ich dann doch ein bisschen müde, aber dank aller Getränke, die ich scheinbar pausenlos in mich hinein schüttete, konnte ich doch gut weiterlaufen. Es gab Bands auf der Strecke und ab und zu auch Zuschauer, sodass es nicht langweilig wurde. Nach 16 km nahm ich das angebotene Gel dankend an und wie erwartet gab mir das den benötigten Energieschub. Außerdem ist es immer gut zu wissen, dass man nur noch 5 km zu laufen hat. Ich denke mir dann immer "5 km kannst du immer. 5 km läufst du jeden Tag (das stimmt nicht, denn ich laufe normalerweise mehr)." und es funktionierte auch jetzt wieder ganz prima, obwohl es nun auf einem schmalen Fußweg am St. Johns River weiter ging, auf dem ich vor zwei Jahren schon "gestorben" bin, weil man hier relativ einsam unterwegs ist und die Passanten, Jogger und Spaziergänger, nichts von dem Lauf wissen, sondern einem teilweise sogar noch im Weg rumstehen. Jetzt kam auch die Sonne raus und es wurde warm, aber wie gesagt: Es war ja nicht mehr weit.

Auf der allerletzten Meile war es mit dem ganz gemütlichen Joggen dann doch auf einmal vorbei. Die Uhr auf dem letzten Meilmarker verriet, dass ich es, wenn ich nur ein bisschen schneller würde, noch unter 2:20 schaffen konnte. Außerdem gab es eine tolle Bergabstrecke (bergab eine hohe Brücke hinunter natürlich, keinen wirklichen Berg), auf der ich es einfach ohne Anstrengung rollen lassen und zahlreiche Läufer überholen konnte, die diesen Vorteil einfach nicht ausnutzten. Da hatte ich so viel Schwung, dass ich auf der letzten Meile doch noch mal ein bisschen Gas gab. Nicht "Endspurt" oder "All-Out" Gas wie unschwanger, sondern einfach das Wissen, dass es fast vorbei war und mir schienen irgendwie unsichtbare Flügel zu wachsen, die mich einen nach dem anderen überholen ließen. Der Tempowechsel tat richtig gut und ich hatte immer noch genug Luft, um Männern, die ich überholte, mitzuteilen, dass sie gerade von einer Schwangeren "ausgechickt" wurden. Gemein, ich weiß, hat aber Spaß gemacht.
Mit dem breitesten Grinsen der Welt überquerte ich schließlich die Ziellinie. Ich konnte gar nicht glauben, wie leicht mir der Lauf gefallen war und wie viel Spaß es gemacht hatte. Mein Sohn war nun schon vor seiner Geburt seinen zweiten Halbmarathon gelaufen. Wie passend, dass die Finisher-Medaille, die mir umgehängt wurde, auf meinem Bauch zu liegen kam. Die kriegt er mal, wenn er groß genug ist.

Schon kurze Zeit darauf, nachdem ich mich beim Essen und Wasser gut bedient hatte und wir zusammen auf einer Bank am Fluss saßen, wachte Klein Minizwerg übrigens wieder auf - er schläft immer beim Laufen - und gab mir mit einem Tritt in den Bauch ein Lebenszeichen. Das war besonders gut zu wissen, dass auch er den Halbmarathon gut überstanden hat.

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Das war jetzt mein letzter langer Lauf über zwei Stunden vor der Geburt und was für ein krönender Abschluss!
Es hat viel Spaß gemacht und war auch nicht zu anstrengend, aber 20 km und mehr muss ich nun einfach nicht mehr laufen, dafür war das ganze Drumherum auch ziemlich aufwändig. Nun will ich mich mit kürzeren Strecken zufrieden geben und auch weiterhin ganz gemütlich vor mich hin joggen, bis es Ende Januar endlich soweit ist und wir unser Kind kennen lernen dürfen.

8 Kommentare:

Blumenmond hat gesagt…

Hihi, Du läufst schwanger meine HM-Zeit. ;-) Stolz siehst Du aus auf den Fotos. 2 HM bevor er auf die Welt kommt, klasse, klasse!

Hase hat gesagt…

Ich find's auch total klasse.... (und auch verdammt ungewohnt, von dir solche Statements wie 'dass ich es, wenn ich nur ein bisschen schneller würde, noch unter 2:20 schaffen konnte' zu lesen.... ;-)))

Kerstin hat gesagt…

Anja, es war auch schon ein tolles Gefuehl, mich da mit dem Babybauch hinzustellen :-)

Kerstin, ich bin nun schon so lange schwanger (jedenfalls kommt es mir so vor), dass ich mich total an das Tempo gewoehnt habe. Ich laufe einfach gerne, und wenn es nur langsam geht, dann ist das eben so.

ultraistgut hat gesagt…

Schönes Bäuchlein, auch die Mama sieht richtig glücklich aus, aus solchen Kindern können nur Läufer werden !

P.S. Bei uns war es genauso, und sie laufen heute noch !

michi hat gesagt…

Ach ist das schön zu lesen. Und wie Anja schon schreibt, Du läufst schwanger HM-Zeiten wo andere sich nicht schwanger die Beine für ausreißen *lach*
Aber sag mal ... die armen Männer, was hast Du denen denn zugerufen, als Du sie überholt hast? "juhu, sie werden gerade von einer Schwangeren überholt"? Echt Lustig ;-)

Du hast wirklich unglaubliches Glück mit Jon. Und er mit Dir. Denn das ist wirklich soooo viel wert, wenn man so viel Unterstützung und Verständnis erfährt. Gute Besserung für ihn, damit er auch bald wieder unterwegs sein kann.

PS: Du (besser ihr) siehst toll aus!

Pienznaeschen hat gesagt…

Der kleine Mann hat schon den zweiten HM hinter sich, klasse und am schönsten ist Dein Strahlen im Gesicht. Klasse Leitung die Du für Euch beide da hingelegt hast!

Kerstin hat gesagt…

Margitta, ich bin auch gluecklich. Natuerlich faende ich es klasse, wenn unser Baby auch ein Laeufer wuerde und ich male mir schon aus, wie ich ganz stolz am Rand der Bahn stehe und ihm zujuble, aber wenn nicht ist auch nicht schlimm.

Michi, ich laufe ja auch schwanger noch an die 65 km pro Woche. Gilt das auch als Beine ausreissen? ;-)
Ich hab gesagt (uebersetzen muss jeder selber): "You're just getting chicked out by a pregnant girl." Oder einfach nur "24 weeks".

Julia, es hat auch einfach nur Spass gemacht. Obwohl ich natuerlich in den letzten Wochen auch ein paar 21 km lange Trainingslaeufe gemacht habe, war die Teilnahme an einer offiziellen Veranstaltung dann doch noch mal was ganz Besonderes.

jo hat gesagt…

tolle zeit und super bilder. du siehst einfach toll aus!