Garden Shower Time

Ich kann jedem, der in Florida leben möchte nur raten, sich ein Haus mit Pool auszusuchen. Vor allem als Läufer weiß man nach einem einem Lauf durch die schwüle Sommerhitze ein kühles Bad doch sehr zu schätzen.
Als wir hier eingezogen sind, hatten wir ja noch keine wirkliche Erfahrung mit diesen furchtbaren Sommern, aber nun im dritten Jahr wird es doch immer klarer, wie angenehm so ein eigenes Schwimmbecken wäre. Wir haben aber keins, also muss nach dem Laufen eben die "Garten-Dusche" ran: Ein Wasserschlauch, mit dem wir uns nach dem Laufen in der Einfahrt abspritzen. Das tut gut!

Eigentlich wollte ich meine vier Meilen ja gestern Abend laufen. Jon ist auf Dienstreise in Texas und ich hatte extra bis zum späten Abend gewartet, um die etwas kühlere Luft ohne direkte Sonneneinstrahlung nutzen zu können und machte mich gegen halb neun auf den Weg durch unsere Siedlung. So ein bisschen Wetterleuchten wäre ja nicht so schlimm, dachte ich. Ich kam für meine "anderen Umstände" und trotz 28 Grad ziemlich gut voran und war in einem 6:05er Schnitt unterwegs. Ich bin ja brav und versuche meine selbstgewählte Pulsobergrenze nicht zu überschreiten, schon allein weil dann das sofort hektisch einsetzende Gepiepse des Forerunners tierisch nervt.
Jedenfalls fühlte sich das Laufen gut an und machte Spaß, wäre da nicht dieses Blitzen gewesen. Ich beruhigte mich damit, dass ich noch keinen Donner hörte, behielt den Himmel aber gut im Auge. Ich trabte weiter, das Wetterleuchten wurde mehr. Oje, das sah gar nicht gut aus. Zuerst war es nur eine einzige Stelle gewesen, nun zog das Unwetter immer weiter nach Süden und bald war ich von schwarzen Wolken fast umzingelt. Es war ja inzwischen schon dunkel, aber so ganz geheuer war mir die Sache nicht. Erst vor ein paar Wochen ist hier ganz in der Nähe am Strand ein Tourist vom Blitz erschlagen worden. Ich hatte nicht nur die Verantwortung für mich selber, sondern Minizwerg war ja auch wie immer mit an Bord. Zwei Leben für einen Lauf riskieren? Wohl eher nicht! Inzwischen fing es auch langsam an zu donnern und das war für mich das Signal: Ab nach Hause. Zum Glück war es nicht weit, da ich vorsichtshalber von vorneherein in der Siedlung geblieben war und so kam ich nach 25 Minuten und etwas über 4 km sicher ins Haus.

Nun war ich aber natürlich auch nicht zufrieden. Ich wollte ja 4 Meilen, also 6,4 km laufen. Zum Glück ist heute Laufpause angesagt. Da macht es ja gar nichts, wenn ich den Lauf einfach nachhole. Ich war ganz erstaunlich früh schon um sieben wach und fühlte mich auch gar nicht völlig kaputt, unmotiviert und totmüde, sondern hatte mehr Energie als sonst in den letzten Monaten. Vielleicht schlagen meine Eisentabletten, die ich seit ein paar Tagen zusätzlich einnehme, auch endlich an und mein wohl durch die Schwangerschaft ausgelöster Eisenmangel wird langsam wieder ausgeglichen. Schön wäre es ja.

Jedenfalls fühlte ich mich zu allen Schandtaten bereit und konnte meinen Lauf um acht Uhr bei 25 Grad und strahlendem Sonnenschein starten. Oje, der strahlende Sonnenschein verwandelte sich innerhalb kürzester Zeit in knallenden, prallen Sonnenschein. Immer auf meinen Puls achtend wurde ich langsamer und langsamer. Zwei Trinkbrunnen liegen auf meinem Weg in den Rockledge Park und ich konnte beide jeweils zweimal benutzen. Meine kurvige Runde durch den Park kostete scheinbar endlos Zeit. In einem nie vorher dagewesenen Schneckentempo von 7:03/km kroch ich daher und hatte schon fast Probleme, die Spaziergänger zu überholen! Das kommt davon, wenn man spät abends und dann gleich darauf wieder früh morgens los läuft. Nach über 43 Minuten, normalerweise meiner 10-km-Rennzeit, hatte ich die 6,4 km endlich geschafft und ging den Rest der Strecke nach Hause. Auslaufen machte hier gar keinen Sinn mehr, denn langsamer hätte ich wirklich nicht gekonnt.

Und nun kam auch endlich die oben erwähnte Gartendusche ins Spiel. Schnell Schuhe und Socken ausziehen, Shorts und meine zwei BHs waren sowieso klatschnass geschwitzt und ab unters kühle Nass. Das tat gut!
Ein Blick aufs Thermometer bestätigte mir, dass die Temperatur inzwischen auch wieder auf 28 Grad angestiegen war - im Schatten! Und Schatten war bei dem schönen Wetter doch eher Mangelware.
Egal, ich hab's geschafft, bin nicht überhitzt und nach dem Laufen hat das Frühstück bei Starbucks, das ich mir daraufhin gegönnt habe, nochmal so gut geschmeckt. Ich trainiere hier ja nicht auf irgendwelche Zeiten, sondern will einfach fit und gesund bleiben. Und dafür war das heute Morgen genau richtig!