15 Mai 2007

Warrior Run

So langsam wird es echt anstrengend: Samstag der 5km- und 1-Meilen-Lauf, Sonntag 11 Meilen, gestern Abend ein geniales Intervalltraining, das einfach nur Spass gemacht hat, aber auch ganz schoen hart war und nun heute morgen schon wieder:
Fuer alle, die bei dem speziellen Lehrgang hier mitmachen, gab es den drei Meilen langen "Warrior Run", von dem ich gleich am zweiten Tag erfahren habe, dass ich da auch mitmachen darf. Alle Ehefrauen, die hier sind, wurden dazu ermutigt, aber die meisten haben kleine Kinder und Laeuferinnen sind auch nicht dabei.
So war ich also die Einzige, die nicht in schicken blauen Shorts und zum Rennen bei Hitze nicht gerade besonders gut geeigneten Baumwoll-T-Shirt in Farben des jeweiligen Squadrons aufgetreten ist, sondern freie Kleiderwahl hatte.
Zum Glueck war es nicht besonders heiss und der Lauf fand auch schon um 7 Uhr morgens statt, sodass in der Hinsicht keine Probleme auftraten.
Ein wirkliches Rennen mit Platzierung war es ja nicht, aber jeder offizielle Teilnehmer - also alle Air Force Leute - musste seine Zeiten eintragen und das Ganze fliesst dann in die Gesamtwertung mit ein.
Wir trafen uns also frueh am Morgen mit Jons Gruppe, keiner davon besonders schnelle Laeufer, viele verabscheuen das Laufen allgemein, aber alle mussten. Sie waren bewaffnet bis an die Zaehne mit Gatorade, Energy Gel und Riegeln und dann ging es auch gleich ans Dehnen. Warmlaufen? Och nee, dann hat man ja nicht mehr die Kraft, die drei Meilen hinter sich zu bringen.
Bevor der Lauf aber richtig losging, mussten Liegestuetze und Sit-ups gemacht werden, und zwar jeweils eine Minute lang so viele wie moeglich. Diese Uebungen bin ich ja von meinen schlauen DVDs gewoehnt, aber da sind es mehr Liegestuetze auf den Knien und auch nicht in dem Tempo. Die anderen hatten jeweils einen Partner, der fuer sie mitgezaehlt hat, aber ich musste mich auf mich selber verlassen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich 20 Liegestuetzen geschafft habe und wenn, dann auch nur, weil ich nicht so tief runter gegangen bin. Bei den Sit-ups hatten die anderen jeweils einen Partner, der ihnen die Fuesse festgehalten hat. Dann geht das natuerlich schneller. Ich habe ohne diese Hilfe 26 geschafft.
Irgendwie liegt mir das Laufen doch mehr als solche Uebungen, aber schaden koennen sie nie. Wir hatten zehn Minuten, bis Jons Gruppe dran war mit Laufen, also liefen Jon und ich uns wenigstens ein bisschen warm und besuchten nochmal die netten Dixie-Klos.
An der Startlinie sollte ich hinter der Gruppe bleiben, um sie nicht zu behindern, also wartete ich, bis alle losgelaufen waren und rannte dann hinterher. Das heisst, hinterher ist vielleicht der falsche Ausdruck, denn ich ueberholte sofort 24 der 28 vor mir gestarteten Laeufer. Jon war natuerlich weit voraus, ihn sah ich nur noch von hinten, mit ihm eine rasend schnelle Frau aus einer anderen Gruppe - sie trainiert fuer den Mont Saint Michel Marathon in Frankreich im Juni, wie wir spaeter erfuhren - und ein anderer Laeufer aus ihrer Gruppe. Aus Jons Gruppe war noch ein Mann vor mir, aber ich hatte vorher so laut getoent, dass ich alle ausser Jon schlagen wuerde, dass ich mich nun doch anstrengen musste, ihn einzuholen. Ich spuerte das Intervall-Training von gestern in den Beinen und wollte eigentlich gar nicht so besonders schnell laufen, aber gegen meinen eigenen Ehrgeiz war ich mal wieder machtlos. Die erste Meile hatte ich nach 7 Minuten hinter mir und dort ueberholte ich auch endlich Joe aus Jons Gruppe. Soweit, so gut, Ziel erreicht. Aber halt! Da waren ja noch zwei Meilen zu laufen. Jon und die beiden anderen gerieten immer mehr ausser Sichtweite und ich waere nach der Haelfte der Strecke schon fast allein auf weiter Flur gewesen, wenn ich auf dem Weg zum Alabama River runter am Golfplatz nicht auf die langsamen Laeufer der eine halbe Minute vor uns gestarteten Gruppen getroffen waere. Einige waren schon ziemlich erschoepft und haetten am liebsten aufgegeben, aber das Ganze war fuer sie ja keine freiwillige Veranstaltung.
Ich setzte also wieder zum Ueberholen an. Eine Zeitlang ging es am Fluss entlang. Ich bin die Strecke in den letzten vier Wochen so oft gelaufen, gegangen und mit dem Rad gefahren, dass ich es schon nicht mehr zaehlen kann. Nach zwei Meilen gab es dann zum Glueck Wasser, das uns wie bei einem richtigen Rennen angereicht wurde. Da wurde ich gleich wieder ein bisschen flotter und auch die bald folgende kurze Steigung, an der ich meine Bergintervalle trainiert hatte, konnte mich nicht mehr schrecken. Ich ueberholte einige langsame Laeufer am Berg und hatte oben angekommen auch nur noch etwas ueber eine halbe Meile uebrig. Nun wurde es recht voll von vor uns gestarteten Gruppen, aber auch ich wurde doch noch mal von einem Laeufer aus der Gruppe nach uns ueberholt. Das fand ich schon ziemlich klasse und nachher verriet er mir, dass sein Ziel die ganze Zeit gewesen sei, mich einzuholen. Hatte er es dann doch noch geschafft!
Kurz vor dem Finish mobilisierte ich noch mal alle Kraefte, vor allem, weil es so viele Zuschauer gab, die mich anfeuerten. Ich gab alles, flog ins Ziel und mein GPS zeigte 20:49 an. Wow! Ich haette ja nicht gedacht, dass ich diesen Lauf doch so schnell schaffen wuerde und haette eher mit 25 Minuten gerechnet, aber mir sollte es natuerlich recht sein. Jon war mit 19:38 ins Ziel gesaust. Wenn er am Vorabend kein Bier getrunken hat, werde ich ihn wohl nie einholen koennen!
Jedenfalls waren wir wie geplant die Schnellsten seiner Gruppe und konnten uns ausruhen, bis auch die Letzte nach ueber 32 Minuten ins Ziel gerannt kam. Immerhin lieferte auch sie ein grossartiges Finish mit einem sehr schoenen Endspurt, was wohl auch daran lag, dass Joe, der nach mir ins Ziel kam, zurueck gelaufen war und sie begleitete und anspornte.

Was mir ja an einem "richtigen" Rennen besser gefaellt, ist die Verpflegung (es gab nur Wasser) und dass es nach Ueberqueren der Ziellinie vorbei ist. Nicht so der Warrior Run - es handelte sich immerhin um eine militaerische Veranstaltung. Die Gruppe musste zuerst eine Art Tangram Puzzle loesen, dann liefen wir alle zusammen weiter zu einem Feld, wo alle mit Baellen auf ein Ziel warfen. Ich lief immer schoen hinterher und sah zu, dass ich niemanden behinderte oder im Weg war. Sehr angenehm, mal so richtig langsam zu laufen! Dann bekam jeder von ihnen ein Puzzleteil in die Hand gedrueckt und waehrend wir noch mal etwa zwei Meilen liefen, mussten sie auch dieses Puzzle loesen, ohne jemand anderem sein Teil zu zeigen.
Auch diese Uebung schafften sie zusammen ganz flott und dann war es auch vorbei.
Alle 200 Teilnehmer oder vesammelten sich an einer Stelle und warteten auf die Ergebnisse. Jon und ich hatten die Gelegenheit, uns mit einigen der schnelleren Laeufer zu unterhalten und trafen dabei auch auf einen in Deutschland aufgewachsenen Piloten mit einer deutschen Ehefrau (die aber schlauerweise zu Hause geblieben war).
Jons Gruppe hatte leider nichts gewonnen, aber immerhin war dies die letzte offizielle Uebung und heute Abend gibt es ein grosses Grillfest. Von nun an muessen alle nur noch physisch anwesend sein. Es gibt keine Hausaufgaben, Tests und Referate mehr und so hoffe ich, dass wir die letzten paar Tage hier ganz entspannt rumkriegen werden. Am Freitag ist nur noch Graduation und direkt danach setzen wir uns ins Auto und fahren nach Florida.
Bis nach Melbourne ist es noch ein Stueck und wir muessen erst Sonntag da sein, also geht es Freitag erstmal nach Talahassee, wo wir Samstag Morgen einen 5km Trail Run laufen. Danach fahren wir weiter nach Clearwater an der Golfkueste und Sonntag schliesslich bleibt nur noch, Florida von West nach Ost zu durchqueren und in unserer neuen Heimat an der Atlantikkueste anzukommen. Ich bin ja schon so gespannt, wie das wird!

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