21 März 2007

Wandern oder Laufen?

Das war die Frage nach der Fortbewegungsart an meinem ersten arbeitsfreien Tag - bzw. meinem ersten Tag als echte amerikanische Hausfrau - den ich ja doch standesgemaess feiern musste. Nein, nicht mit Lockenwicklern, Staubsaugen und Seifenopern, sondern mit einem langen Ausflug in den Wald.
Der grosse Sueden - El Sur Grande - oder modern Big Sur - lockte mit heissen Quellen, die Jon und ich kurz nach unserer Ankunft hier im Oktober 2005 schon mal besucht hatten. Die schwefelhaltigen Sykes Hot Springs sind ausschliesslich zu Fuss zu erreichen, und zwar ueber den 10 Meilen (oder 16 km) langen schmalen Wanderweg "Pine Ridge Trail" am Rand der Schlucht des Big Sur Flusses. Zweimal muss man den Fluss unterwegs ueberqueren, einmal ueber Baumstaemme, einmal ueber Steine und die Hoehenunterschiede und Steigungen sind schon recht ordentlich, aber gerade fuer Kalifornien noch gut machbar.
Die heissen Quellen sind ein aeusserst beliebtes Wanderziel und vor allem am Wochenende ist hier fast das ganze Jahr ueber die Hoelle los. Menschen mit dicken Rucksaecken schleppen sich die 10 Meilen in die Wildnis, leben in Zelten und baden in den heissen Quellen.
Den Rucksack und das Zelten wollte ich mir diesmal ersparen, denn man wird ja nicht juenger und ausserdem bin ich nachts auch lieber bei Jon zu Hause als alleine im Zelt im Wald. Und auf einen dicken Rucksack hatte ich ja nun absolut keine Lust.
Also hiess es, die Strecke an einem Tag hin und zurueck zu laufen. Etwas ueber 30 km, das sollte ja fuer einen Marathonlaeufer kein Problem sein.
Am Abend vorher lag ich also wach im Bett und fragte mich, ob ich denn nun wandern oder laufen sollte. Denn davon hing natuerlich meine Kleiderwahl ab.
Andererseits konnte ich mich aber immer noch entscheiden. Schwitzen wuerde ich vor allem bergauf sowieso und zu kalt fuer meine Lauf-Caprihose wuerde es schon nicht werden.
Heute Morgen stand ich also wieder frueh auf, packte mir Jons Camelbak, das ein bisschen groesser ist als meins, fuellte es mit Wasser und Power-Riegeln und los ging die brausende Fahrt den Highway 1 hinunter nach Sueden.

Meine Strategie, die Strecke laufend und gehend zurueckzulegen, aenderte ich von Zeit zu Zeit, aber hauptsaechlich lief es darauf hinaus, dass ich bergauf ging und in der Ebene und bergab lief.
Alles in allem habe ich fuer die 20 Meilen 5 Stunden und 11 Minuten gebraucht, inklusive einer Stunde Pause und verstehe nun ein bisschen besser, wie man einen Marathon in fuenf Stunden laufen kann und was das fuer eine grossartige Leistung ist.
Ich sag nur so viel: Als ich wieder am Auto angelangt war, habe ich zum ersten Mal nach einem Lauf das dringende Beduerfnis gehabt, meine mueden Muskeln zu dehnen und ganz freiwillig ein paar Streching-Uebungen gemacht...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Nee, was Du so alles machts! Irre, immer wieder beeindruckend!!!
Gruß
Manu