29 Januar 2007

Aus nach 14 Meilen

Ich hab es nicht geschafft. 20 Meilen mit Magenverstimmung, ohne vernünftiges Auffüllen der Kohlenhydratespeicher vorher und nach einem ganzen Tag im Bett, an dem ich verzweifelt versucht hatte, wieder auf den Damm zu kommen für den langen Lauf: Das klappt einfach nicht, und wenn ich noch so langsam laufe.
Es hatte sich ja morgens schon angedeutet, dass der Tag ziemlich im Eimer war nach dem opulenten Abendessen und der elenden Nacht, aber dass es so schlimm sein würde, hätte ich nicht gedacht.
Als ich mich gegen 4 Uhr nachmittags endlich in meine Laufsachen quälte, merkte ich schon, dass es hart werden würde. Zum Glück war Jon mit von der Partie und wir liefen langsam los. Die ersten Meilen waren ok. Wir waren nicht schnell, aber das Laufen tat gut und nahm mir etwas von meinen Kopfschmerzen. Die frische Luft tat meinem Kater sehr gut.
Wir liefen in den Sonnenuntergang und das ist, wenn ich es mir aussuchen kann, eigentlich eine bevorzugte Zeit. Die Schönheit der Küste tat ihr Übriges.

Nach sieben Meilen konnte ich mir wie geplant ein Päckchen Energy Gel einflößen und wir liefen weiter den 17-Mile Drive entlang bis zum Bird Rock. Da es so langsam doch immer dunkler wurde und wir auch immer langsamer liefen, entschieden wir uns, nach 9 Meilen umzukehren und die restlichen zwei Meilen, die uns noch fehlten, in die andere Richtung an der Küste nachzuholen, wo es Straßenlaternen gab.

Normalerweise wird das Laufen einfacher, wenn man erstmal umgedreht ist und die Hälfte geschafft hat. Diesmal war es nicht so. Mir war ganz leicht schlecht und ich fühlte mich immer schwächer. Hinzu kam, dass es immer kälter wurde. Nach elf Meilen musste ich zum ersten Mal ein Stück gehen, konnte mich aber noch mal aufraffen und weiter laufen. Nach 14 Meilen ging dann schließlich gar nichts mehr. Meine Hände waren in den schweißfeuchten Handschuhen so kalt und gefühllos gefroren, dass ich sie kaum noch benutzen konnte. Essen und trinken konnte ich auch nichts mehr, weil mir schlecht war. Laufen ging nicht mehr, weil ich keine Energie mehr hatte und zum Gehen oder Ausruhen war mir zu entschieden zu kalt. Ich weiß nicht, welche Außentemperatur wir wirklich hatten. Wahrscheinlich war es in Wirklichkeit gar nicht so eisig, aber ich fror einfach nur noch.
Selbst zum Englischsprechen war ich zu schwach und erzählte Jon immer wieder auf deutsch, dass ich nicht mehr konnte, wie schlecht und wie kalt mir war. Er verstand mich auch so und konnte mich langsam zur nächsten Bank führen.
Nun war guter Rat teuer, denn wir befanden uns in einer Straße nur mit Wohnhäusern an der Küste. Zum nächsten Restaurant war es mindestens noch eine Meile und ich konnte nicht mehr weiter.

Ein Glück, dass Jon sein Handy dabei hatte! Er rief Jim an - der am Vorabend den schlechten Wein mitgebracht hatte - und der erklärte sich auch gleich bereit, uns abzuholen. Die Zeit, die wir frierend auf dieser blöden Bank verbrachten, kam mir endlos vor, aber endlich kamen Rachel und Jim angefahren, drehten die Heizung im Auto voll auf und fuhren uns nach Hause, wo ich direkt in die Dusche und von dort aus ins Bett wankte, mit zusätzlichen Wolldecken beladen und einer Tasse Tee.
Ein paar Stunden später ging es mir dann auch wieder besser und ich konnte ein paar Honigbrote essen und etwas lesen, bevor ich einschlief.

Am nächsten Morgen war bis auf einen immer noch etwas empfindlichen Magen alles wieder in Ordnung und die Dummheit vom Wochenende hatte keine bleibenden Folgen hinterlassen. Ich konnte wieder mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren.

Eine Chance haben wir noch in zwei Wochen, vor dem Marathon 20 Meilen zu laufen. Diesmal werde ich es bestimmt nicht versauen!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Mensch, dass Du es überhaupt versucht hast in dieser Verfassung ist aller Ehren wert und beweist, dass Du zäh bist! Aber die Belastung ist für den Körper schon ohne Magenverstimmung groß genug - jetzt schön erholen und beim nächsten Mal packst Du die 20 Meilen auf jeden Fall!
Gruß
Manu