20.8.2006
Mit Zufriedenheit kann ich nun sagen, dass ich den California Coastal Trail vom Andrew Molera State Park im Süden bis zum Muir Beach im Norden gegangen bin. Den Teil vom Muir Beach zur Golden Gate Bridge habe ich heute geschafft. Nach dem ganzen Strandlaufen gestern musste ich dazu heute in die Berge. Jon hat mich zum Muir State Beach gefahren und ist mit mir vom Parkplatz noch ein paar Meter bis zum Strand gegangen, wo wir uns dann verabschiedet haben.
Jon, um den Tag im Auto und studierend zu verbringen und ich, um die steilen Klippen zu besteigen.
Es war kalt, windig und bewölkt. Die Wolken hingen so tief, dass ich schon bald an ihrem unteren Rand angelangt war und im Nebel wanderte. Solange ich mich bewegte, fror ich auch nicht, aber lange Pausen konnte ich nicht machen. Trotz - oder gerade wegen? - des Nebels war der Weg wunderschön, verwunschen und fremdartig. Ich fühlte mich auf einmal wieder wie in Galicien, im äußersten Nordwesten Spaniens noch hinter Santiago de Compostela. Die Vegetation bestand hauptsächlich aus niedrigem grünem Gestrüpp, Salbeibüschen, sodass ich die ganze Zeit über einen herrlichen Geruch in der Nase hatte. Auf diesem Weg wäre ich gerne alleine gewesen, aber immer wieder kamen andere Spaziergänger und Mountainbiker vorbei. Sonst finde ich das ja nie schlimm, aber heute...
Der Weg kam mir zu besonders vor um ihn zu teilen, was natürlich Quatsch ist. Immerhin war ich nur einen Katzensprung von der Großstadt San Francisco entfernt. Ich fühlte mich jedoch wie in der Wildnis.
Gegen Mittag kam ich nach zwei steilen Auf- und Abstiegen zum Rodeo Beach, einem bizarren Stück schwarzen Sandes zwischen dem Meer und einer Lagune. Bevor ich den Wanderweg an der Lagune entlang einschlug, machte ich noch eine kurze Mittagspause und weiter ging es auf die zweite Hälfte.
Wieder in die Berge, am Visitor Center vorbei, manchmal über schmale, fast zugewachsene Wege.
Immerhin weiß ich nun definitiv, dass mir Poison Oak nichts ausmacht. Diese Pflanze wächst in Kalifornien eigentlich überall wild und verursacht bei manchen Menschen schon bei der kleinsten Berührung furchtbares Jucken und Ausschlag. Alle Teile der Pflanze und sogar ihr Rauch, wenn sie verbrannt wird, sind giftig und haben diesen unerfreulichen Effekt. Natürlich bin ich auf unseren Wanderungen auch schon früher Poison Oak begegnet, aber diesmal konnte ich die Berührung mit den glänzend roten und grünen Blättern wirklich nicht verhindern. Machte aber nichts.
Leider war hier der Weg nicht mehr so gut ausgeschildert und so verirrte ich mich zum ersten Mal auf dem California Coastal Trail und musste öfter nach dem richtigen Weg suchen. Schließlich kam ich aber doch auf eine breitere Feuerwehrzufahrt, auf der ich den nächsten Berg besteigen konnte. Dieser Weg ist leider auch bei Mountain Bikern sehr beliebt, die mir teilweise im rasenden Tempo entgegengesaust kamen. Die meisten waren dann aber doch nett genug, langsam an mir vorbei zu fahren.
Immer wieder hatte ich schon Blicke auf die Golden Gate Bridge im Süden werfen können, doch erst als ich die letzte Bergkette überquert hatte und auf einem schmalen Fußweg steil nach unten ging, bekam ich einen wunderbaren Blick auf die gesamte Bucht von San Francisco geboten. Dort schien plötzlich die Sonne, während ich selbst und die Stadt immer noch unter Wolken lagen. Das Wasser der Bucht erschien dadurch blauer als blau und die Braun- und Grüntöne der Inseln leuchteten. Dazu die knallrote Golden Gate Bridge. Das war schon ein Bild, für das sich der ganze steile Aufstieg gelohnt hatte!
Immerhin merkte ich auch heute wieder den Lohn meines Fitnesstrainings. Ich schwitzte bei den Aufstiegen zwar, wurde aber nicht so schnell müde und musste keine verschnaufpausen einlegen.
Der Rest des Weges war schnell geschafft. In Serpentinen ging es abwärts zum Parkplatz an der Golden Gate Bridge, auf dem ich mich mit Jon verabredet hatte.
Ein paar Minuten nach mir kam er auch schon angefahren - dank modernster Mobilfunktechnologie konnten wir in Kontakt bleiben - und ich ließ mich auf den Beifahrersitz plumpsen, wo ich noch bevor wir aus San Francisco raus waren auch schon eingeschlafen war.
Geweckt wurde ich erst eine Stunde später wieder durch das Klingeln des Telefons: Brownies Vorbesitzer konnte den Abtransport des Pferdes vermelden. Endlich!
Heute fährt Brownie noch bis nach Colorado Springs zum Hauptquartier des Transportunternehmens, macht dort ein oder zwei Tage Pause und wird dann auf der nächsten Fahrt nach Kalifornien verfrachtet, wo ich ihn Samstag in Empfang nehmen kann.
20 August 2006
California Coastal Trail
Eingestellt von Kerstin um 21:38
Labels: California Coastal Trail, Foto, Kalifornien, Reise, USA, Wandern
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