22.3.2006
Die legendäre Spring Break Zeit war angebrochen und auch schon fast wieder vorbei, als wir uns endlich auf den Weg zu neuen Abenteuern machen konnten. Aber dann war es doch endlich soweit und bei herrlichem Wetter luden wir das Auto voller Campingsachen, warme Decken, Lebensmittel und Rucksäcke, denn wir wollten an der Küste entlang nach Norden. Eigentlich war der Plan, den Redwood National Park an der Grenze zu Oregon zu besuchen, aber wie so oft kam es etwas anders als geplant. Einziger Fixpunkt: Am Samstag mussten wir in San Francisco sein, um uns mit Jons Cousine Stacey zu treffen, die hier auf Geschäftsreise war und vorher eine Woche Urlaub mit ihrem Mann machen wollte. Jon hatte sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen und außerdem war sie wie der Rest der Verwandtschaft neugierig auf seine neue deutsche Frau.
Die CA 1, in Monterey noch gut ausgebaut wie eine Autobahn, wird hinter Santa Cruz zweispurig und windet sich die Steilküste entlang, so dass man das Tempolimit von ca. 70 km/h nur selten erreicht. So dauerte es denn auch fast zwei Stunden, bis wir den ersten Leuchtturm, das Pigeon Point Lighthouse sahen. Das war dann auch gleich ein guter Ort für die Mittagspause, denn wir bekamen so langsam Hunger.
Dass wir an jeder Ecke anhielten und Fotos machten, beschleunigte die Reise natürlich auch nicht, aber wir waren ja im Urlaub und nicht auf der Flucht und die Küste ist sehr schön und wild mit ihren steilen Klippen und dem unglaublich grünen Hinterland.
Durch San Francisco fuhren wir auf dem Weg nach Norden nur durch. Erstaunlicherweise muss man auf der Golden Gate Bridge nur nach Süden $5 Zoll bezahlen, die Fahrt nach Norden ist frei. Wahrscheinlich sind die Verantwortlichen einfach froh über jedes Auto, dass die Stadt verlässt.
Hinter San Francisco ging das Sightseeing dann auch gleich weiter. Die wieder ganz schön schmale und gewundene Straße führte uns an zahlreichen kleinere Schlammrutschen vorbei zum Muir Beach Overlook, von dem aus man einen weiten Blick zurück auf die Stadt hat. Der Aussichtspunkt befindet sich auf steilen Klippen hoch über dem Meer.
Im Krieg dienten die Basisendstationen als "Augen" für die Küstenartillerie. Soldaten in überdachten Betongräben hoch über dem Wasser ermittelten Daten, um die Entfernung feindlicher Schiffe zu berechnen, und die Resultate wurden an Kanonen rund um das Golden Gate weiter gegeben. Große Kanonen konnten dann Ziele weit draußen auf dem Meer verfolgen.
Basisendstationen wie diese wurden 1940 gebaut und sind entlang der Küste vom Point Reyes südlich bis zur Half Moon Bay verteilt. Nach dem zweiten Weltkrieg war die Küstenverteidigungsartillerie veraltet und die Stationen wurden verlassen.
Die Sicht von zwei oder mehr Stationen wurden dazu benutzt, um die Reichweite von den Kanonen zum Ziel zu triangulieren. Diese Stationen waren die Basis des Dreiecks.
Auf dem Weg zum ersten Tagesziel, der Halbinsel Point Reyes, kamen wir an einer Lagune vorbei, die bei Ebbe wie ein Watt ist und Point Reyes etwas vom Festland abtrennt.
Point Reyes selber ist so grün und erinnert mit seinem Mangel an Bäumen an britische Küstenlandschaften. Sir Francis Drake, der hier auf seiner Weltumsegelung vorbei gekommen ist, hat sich sicher wohl gefühlt. Ich fühlte mich nach Europa versetzt und da kamen schon ein paar Heimatgefühle auf.
Am äußersten Ende des Point Reyes wartet ein Leuchtturm auf Besucher. Obwohl er am Dienstag und Mittwoch geschlossen ist, lohnte sich der etwas über einen halben Kilometer lange Fußweg. Er führt nicht nur zum Leuchtturm, der tief unterhalb der Steilküste auf Klippen über dem Meer gebaut ist und über eine lange Treppe zu erreichen ist, sondern auch zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man Grauwale auf ihrer alljährlichen Wanderung beobachten kann.
Die Treppen zum Point Reyes Lighthouse hinunter entsprechen denen eines 30stöckigen Hochhauses.
Das Licht vom Point Reyes leitet und warnt Seeleute an dieser gefährlichen Küste seit über hundert Jahren. Es wurde 1870 vom U.S. Leuchtturm Service gebaut wurde ab 1939 von der U.S. Küstenwache geleitet. Anwohner bedienten die Station bis 1975, als die Umwandlung zu automatischen Lichtern und elektronischem Zubehör abgeschlossen wurde.
Wenn das Wetter es erlaubt kann man den historischen Leuchtturm über die Treppen besuchen. Seien Sie auf einen steilen Rückweg über mehr als 300 Stufen gefasst. Ausstellungen im Wachraum unter der Laterne zeigen den historischen Betrieb des Leuchtturms.
Sie stehen an dem vielleicht windigsten Punkt der amerikanischen Pazifikküste. Die steilen Berge der Küste kanalisieren und verstärken Ozeanwinde. Winde um 65 km/h sind hier üblich und Böen bis 160 km/h sind schon gemessen worden. Park Ranger schließen die Leuchtturmtreppen wenn der Wind gefährlich stark wird.
Warme Luftmassen, die sich über kaltem Wasser landwärts bewegen, verursachen von April bis Oktober dichten Nebel. Oft, wenn die Küste im Nebel versinkt, ist das Wetter 20 km weiter in Olema sonnig. Den Leuchtturmwärtern erschien dieser raue Ort mit seinem Mikroklima wie ein anderes Land.
Es bedarf großer Anstrengung, diese Treppe hochzusteigen, die einem 30stöckigen Hochhaus entspricht.
Die Treppe schließt um 16.30 Uhr.
Kein Einlass nach dieser Zeit.
Gefährliche Klippen
Bitte hinter dem Geländer bleiben.
Historic Point Reyes Lifeboat Station
Schiffwracks
An den Küsten und Strände von Point Reyes hat es immer Schiffsbruch gegeben, seit der spanische Nautiker Sebastian Cermeno 1595 in der nahgelegenen Drakes Bucht sein Schiff versenkte. Das war Kaliforniens erster aufgezeichneter Schiffbruch.
Der Leuchtturm von Point Reyes strahlt seine Warnungen seit 1870 an Schiffe aus, aber Stürme, dichte Nebel und unberechenbare Strömungen um die Küstenlinie plagten die Schifffahrt um San Francisco weiterhin. Zum Glück konnten Schiffbrüchige auf die Hilfe der Lebensrettungsstation von Point Reyes (gebaut 1889) zählen, dessen Mannschaft verwegene Rettungen ausführte.
Vom Parkplatz der Lifeboat Station aus gelangt man über einen kurzen geschotterten Fußweg zum Elephant Seal Overlook, von wo aus man die Seeelefanten am Strand herumliegen sehen kann. Leider ist der Strand, in einer geschützten Bucht gelegen, so weit vom Aussichtspunkt entfernt, dass man nicht erkennen kann, ob sich sich bei den Tieren am Strand wirklich um Seeelefanten oder etwa um Robben handelt.
Am Point Reyes selber gibt es nur Campingplätze, die man mit dem Auto nicht erreichen kann sondern nur zu Fuß. Wir hatten aber so viel Gepäck dabei, dass wir keine Lust hatten, unseren Wäschekorb mit Bettwäsche drei Kilometer Weit durch die Wildnis zu schleppen. Also fuhren wir zum nahgelegenen Samuel P Taylor State Park und bauten dort unser Zelt auf.
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