10 April 2009

"I admire your dedication"

Mein Lieblings-Online-Woerterbuch LEO uebersetzt dedication mit "der Einsatz, die Einweihung, das Engagement, die Eröffnung, die Hingabe, die Widmung, die Zuschreibung". Das passt fast alles, und ich habe mich schon gefreut, dieses Kompliment gestern Morgen von einem Nachbarn zugerufen zu bekommen, als ich gerade mit dem Aufwaermen fuer mein Intervalltraining vor der Haustuer angefangen habe.
Der Kommentar passte gerade gestern besonders gut, denn ausnahmsweise musste ich mich ganz schoen aufraffen und mit dem Schweinehund kaempfen, um doch laufen zu gehen und die 8x1min. Sprints anzufangen. Ich fuehlte mich erst gar nicht nach Sprinten und haette lieber langsamer gemacht.
Aber ich hatte mir das Training zum ersten Mal in den Forerunner gespeichert: Warm-up bis das Knoepfchen gedrueckt wird, acht mal eine Minute ohne Ziel (eben so schnell wie moeglich) mit zwei Minuten Trabpause auch ohne Ziel. Dann Cool-Down bis zum Knopfdruck. 8x1min sind ja sehr uebersichtlich und obwohl ich erst keine Lust hatte, kam es wie es kommen musste: Die erste Minute war noch etwas schleppend und ich musste mich erst an die Piep-Signale gewoehnen, aber dann wurde es von Mal zu Mal besser. Ich fand es klasse, nur nach Gefuehl zu laufen, bei uns in der Siedlung ohne feste Meter-Angaben, sondern nur nach Zeit.

"I admire your dedication" - "Ich bewundere Ihre Hingabe"
Ich muss zugeben, dass ich zuerst irritiert war und mich nur ganz kurz und knapp bedankt habe, aber je laenger ich darueber nachgedacht habe, desto mehr hat mich das gefreut. Jon hat mir nachher erzaehlt, dass auch er von diesem Nachbarn schon mal so einen Kommentar bekommen hat.
Es stimmt aber auch. Es gibt genug Leute, die laufen, trainieren, auf ihr Ziel hinarbeiten und normalerweise habe ich nur die im Blick. Es gibt genug Frauen, die 5 km unter 20 Minuten laufen koennen oder einen Marathon in 3:20. Aber so viele sind das auch wieder nicht.
Da sind auch die, die kaum die Motivation aufbringen koennen, dreimal in der Woche eine halbe Stunde mit dem Hund rauszugehen. Oder die wollen aber nicht koennen.
Ein bisschen Talent mag vielleicht bei mir dabei sein, aber das Meiste ist einfach harte Arbeit. Die mir unheimlich Spass macht und mich mit Freude und Stolz erfuellt.
Ich habe letztens einen - langsamen - Laeufer auf der Bahn getroffen, der ganz erstaunt war, dass die Leute die ihn in Rennen immer schlagen, auch was dafuer tun und sich anstrengen muessen.
Aehm, ja, deswegen sind wir so schnell. Nicht, weil wir damit geboren sind, sondern weil wir alles dafuer tun, schneller zu werden. Das hat seinen Preis, den ich gerne bereit bin zu zahlen. Die 19:55 letzten Samstag haben weh getan. Die Sprints haben weh getan, alles Intervalltraining ist gemein und fies. Aber da ist der Geschwindigkeitsrausch. Adrenalin und Endorphin und wie diese koerpereigenen Drogen alle heissen. Der Stolz und die Freude, nicht nur nach dem Laufen, auch waehrend der groessten Schmerzen. Wenn mir meine Beine und meine Lunge zuschreien, aufzuhoeren und langsamer zu machen, und ich trotzdem noch weitermachen kann. Das ist ein irres Gefuehl.
Und jetzt muss ich aber mal langsam los. Laufen gehen!

7 Kommentare:

Hase hat gesagt…

Dieses Leo-Wörterbuch finde ich auch genial, Kerstin - auch für ganz technische Arbeitsbegriffe, wofür ich es oft befrage, ist es unschlagbar ;-)

Das ist ja hochinteresant, was du da schreibst. Du meinst also, dass die harte Arbeit, die man bereit ist ins Lauftraining zu investieren, mehr zählt als das Talent?
Ich denke, es ist beides sehr wichtig - aber ich bin davon überzeugt, dass ohne das nötige Talent nicht viel geht.... oder?

Gruß von Hase, die sich heute schon wie ein kleines Kind auf ihren sonnigen Feiertags-Lauf im Allgäu freut!!

ultraistgut hat gesagt…

Hallo Kerstin,

tut doch gut, wenn jemand die " Arbeit " richtig anerkennt, wer mag es nicht, einmal echt gelobt zu werden, und das hast du dir auch verdient.

Es macht Spaß, sich zu quälen, das geht mir ähnlich, wenngleich auf andere Art, aber ich kann das durchaus nachempfinden.

Schön " I admire your dedication ", das gibt neuen Antrieb !

pienznaeschen hat gesagt…

spontan frage ich mich ob die ganze anstrengung und doch auch qual (?) ohne spass und eigene motivation genauso effektiv waere?
deine zielstrebigkeit, haerte, selbstmotivation und freude finde ich wahnsinnig toll. trotzdem glaube ich das daneben noch körperliche voraussetzungen und talent erforderlich sind. ich schneckchen werde mit anstrengung schneller werden, aber irgendwo ist dann irgendwann schluss (ganz neben der tatsache das meine ziele kleiner sind) freu dich über das kompliment und hau weiter rein!

Gerd hat gesagt…

Wenn ich deinen Bericht lese kriege ich fast Lust auch ein paar Intervalle zu machen. Obwohl ich das doch gar nicht mag. ;-)
Ich finde deine Einstellung toll und bewundere deinen Ehrgeiz. Ich hoffe Du setzt dich nicht all zusehr unter Druck und genießt auch die gemütliche Seite des Laufens.
Also das mit den 8x1min Intervallen hört sich echt gut an. Wenn es mit den Pollen wieder ein bisschen besser wird werde ich es mal probieren. ;-)
Schöne Osterfeiertage wünsche ich Euch beiden!

Kerstin hat gesagt…

Hase, ich denke es ist eine Kombination aus Talent und Arbeit. Ohne Training kann man soviel Talent haben wie man will, und umgekehrt natuerlich auch. Sieht man ja an Jon. Der ist in der High School 5 km unter 18 Minuten gelaufen. Da hat er aber auch jeden Tag trainiert. Jetzt trainiert er auch wieder und wird auch besser, aber das war jetzt sein erster 5er unter 20 Minuten seit wir uns kennen.
Ich wuensch dir viel Spass bei deinem Allgaeu-Oster-Lauf! Wie klasse, dass du das wieder kannst!

Margitta, ich habe mich auch wirklich gefreut. Sich zu quaelen, oder vielmehr sich zu ueberwinden und ueber sich hinaus zu wachsen. Ist es das, was die ganze Sache so lohnenswert und spannend macht?

Pienznaeschen, ohne Motivation geht es nicht. Dazu tut es zu weh. Ich denke, man muss auch koerperlich den Anforderungen des harten Trainings gewachsen sein. Das geht durch Gewoehnung und Anpassung, aber irgendwo sind eben auch Grenzen. Die habe ich ja beim Marathontraining letztes Jahr nur zu deutlich am eigenen Leib erfahren koennen. Ich kann auch schneller werden, aber eine zweite Paula Radcliffe wird niemals aus mir. Das macht aber nichts, denn mein Ziel ist es, so schnell WIE MOEGLICH zu werden. Eben wie es mein eigener Koerper zulaesst.

Gerd, versuch's doch mal. Die 8x1 Minute fand ich jedenfalls ganz prima und nicht zu anstrengend. Dabei ist es aber sehr interessant festzustellen, wie lange eine Minute dauern kann. Mit dem Einprogrammieren in den Forerunner fand ich es sogar noch besser. Da sieht man auch nicht seine Pace, sondern nur wie viele Sekunden man noch hat und er stoppt automatisch. Fuer den Anfang wuerden sicher auch 6x1 Minute reichen. Nicht gleich uebertreiben!

jo hat gesagt…

du hast absolut recht und ich kann das alles was du sagst, unterschreiben. du verdienst absoluten respekt. ich werde auch oft von geschäftskollegen "bewundert", aber dann fallen halt auch so sätze wie "ich schaff ja nichtmal 5 km am stück" und man spielt das ganze dann gleich runter. ich hab ja auch mal mit 5 km angefangen. wenn ich nicht oft verbissen weitergemacht hätte, würde ich heute vielleicht garnicht mehr laufen. aber ich hab die vision nicht aufgegeben, schneller zu werden, weil es mein traum ist. und bis jetzt gings auch immer weiter und weiter.

ps. deswegen freu ich mich besonders über deine lob's - weil du verstehst, was ich meine:-)

pps. wegen der marathon-prognose-werte nochmals: der plan von peter greif, den ich mache ist halt ganz anders aufgebaut als die sonstigen pläne. da werden km gefressen. aber der funktioniert! und er macht mich sicher. deswegen gibts bei dem auch keine taperingphase und noch in der woche vorm marathon den langen 35er, damit der erhaltungsreiz nochmal gesetzt wird und es nicht zu retrainingseffekten kommt.

michi hat gesagt…

Welch schönes Kompliment! Wer würde sich da nicht freuen und auf Dich passt es natürlich auch.
Meine Gedanken zum Thema sind: Ohne Spaß geht nichts oder zumindest nicht viel und nicht lange. Keine Ahnung welcher Trieb da notwendig wäre, um ohne Spaß jahrelanges Laufen durchzuziehen um irgendwelche Ziele zu erreichen. Um schneller zu werden (m.M. nach auch um sehr viel längere Strecken zu laufen) hat man gleichzeitig auch das Ziel. Spaß + Ziel = die Motivation das Ziel zu erreichen und etwas dafür zu tun. Spaß und Motivation sorgen wiederum dafür, dass man bereit ist zu arbeiten, auch wenn es weh tut. Für mich sind das die Grundpfeiler, Spaß, Motivation und Investition von Zeit und Arbeit, in der Reihenfolge, sonst würde ich es hinschmeißen, egal ob beim Thema Laufen oder anderes.
Ich denke, wenn man damit konsequent seine Ziele verfolgt, kann man schon was erreichen. Was, das ist auch jeden individuell begrenzt. Bei dem einen ist früher Schluss, bei dem anderen geht dann noch was. Und dann erst kommt das Talent hinzu, vielleicht auch schon etwas eher, indem der Talentierte schneller etwas erreicht als der °Nurarbeiter". Körperbeschaffenheit, wie schnell erholt sich jemand nach diversen Einheiten, alles das spielt auch eine Rolle, sind aber nur bis zu einem gewissen Grad beeinflussbar denke ich.

Das Wichtigste ist aber der Spaß, ohne den macht man sowas nicht, deshalb gehe ich auch jedes Mal innerlich auf die Palme wenn ich wieder mal lese, dass man wenn man schneller werden will, das Laufen nicht genießen kann und der Spaß eben angeblich auf der Strecke bleibt.

Kerstin, Du beschreibst das immer so schön und das kann schon motivierend wirken. Du siehst ja, selbst Gerd, der Intervalle nicht mag, bekommt plötzlich Lust, diese mal auszuprobieren. Finde ich irgendwie klasse. Und wer weiß Gerd, vielleicht hast Du sogar Freude daran.

Vor einigen Wochen habe ich auch mal so ein Training in den FR eingegeben, das klappt total gut, hätte ich gar nicht gedacht.

PS: Es ist richtig schön, dass Hase auch wieder von Läufen schreiben kann :)