19 November 2009

Laufen im siebten Monat

Soviel steht fest: Ich werde langsamer. Ich laufe weniger. Ich werde nachts von Sodbrennen geplagt.
Es ist anders, jetzt im letzten Drittel der Schwangerschaft. Das heisst, ich fuehle mich beim Laufen eigentlich gar nicht anders, aber wehe ich komme an einem Spiegel, Schaufenster oder so vorbei, wo ich mich selber sehen kann. Mit Hohlkreuz einen riesigen Bauch vor mir hertragend im Schneckentempo von 6:30/km, das sich anfuehlt wie frueher 5:15/km. Kaum die Fuesse vom Boden hebend im Schlurfschritt drehe ich meine Runden. 15 km fuehlen sich an wie frueher 30 und jede Viertelstunde muss ich mich in irgendwelche Buesche schlagen oder oeffentliche Toiletten aufsuchen. Da dauert so ein Lauf natuerlich schon eine Weile.

Seltsam ist aber auch, dass mir das alles gar nichts ausmacht. Ich kriege ein Baby! Trainieren auf Bestzeiten kann ich immer noch. Viele Laeufe sind sehr schoen, gerade jetzt wo es sich zumindest teilweise etwas abgekuehlt hat. Wir gehen immer noch ab und zu auf die Bahn, nur dass meine Intervalle jetzt natuerlich viel langsamer sind. Immerhin vertreiben sie aber gut die Monotonie des einfach nur Vor-mich-Hintrottens. Dienstags laufen wir mit der Gruppe, was mir immer gut gefaellt. Da bin ich mittlerweile die Langsamste, aber auch das macht mir nichts aus. Ich bekomme, im Gegensatz zu allen anderen, keine Zeitvorgaben, sondern laufe streng nach Gefuehl. Das heisst, wenn mir danach ist, lege ich auch schon mal einen 100-m-Spurt ein. Wenn mir nicht danach ist, wird einfach gejoggt.

Das Baby macht sich immer breiter und kaempft des Oefteren in meinem Bauch mit Huehnchen oder Butterbroten oder Pizza. Verlierer bin dabei ich, da beide ihren Platz beanspruchen und mir keinen mehr lassen in meinem eigenen Koerper. Ich fuehle mich manchmal auch eingezwaengt.
In Jons niedrigem BMW fahre ich seit ein paar Wochen nicht mehr mit. Zu beschwerlich ist das Ein- und Aussteigen. Es faellt mir schwer, Hosen und Schuhe an- und auszuziehen. Beim Essen muss ich mich zuruecklehnen, um Platz im Magen zu machen.

Ich beschwer mich ja gar nicht. Alle diese kleinen Unannehmlichkeiten haben ihren guten Grund. Es ist ja kein uebler Fremdkoerper, der sich da in mir breitmacht, sondern mein eigenes Baby. Mein kleiner Junge! Das ist so schoen, dass ich laut juchzen koennte. Ich freu mich schon so wenn er endlich geboren wird und ich ihn kennen lernen kann.

Jon ist ganz der stolze Vater und gibt vor Kollegen und Bekannten mit meinem Bauch an, erzaehlt Fremden Details, die ich eigentlich lieber fuer mich behalten wuerde und streichelt immer wieder meinen Bauch. Nach anfaenglicher Skepsis freut er sich genauso wie ich auf unser Kind. Ich bin mir sicher, dass die beiden viel Spass miteinander haben werden (ich natuerlich auch mit ihnen) und ich sie, wenn unser Minizwerg erst mal alt genug ist, nicht mehr aus dem Wasser raus- oder vom Spielplatz runter kriegen werde.

Am 29. Januar soll er geboren werden. Unser Kind!

7 Kommentare:

Pienznaeschen hat gesagt…

Deine Freude ist so unheimlich schön :)

Blumenmond hat gesagt…

Ich schließe mich Julia an und bestelle einen Geburtstermin 4 Tage früher;-) Der 24.01. ist ein guter Tag, um geboren zu werden. ;-)

Gerd hat gesagt…

Ich finde es Klasse. Vor allem finde ich es prima, dass Du weiterhin so sportlich bleibst und deine Läufe ganz selbstverständlich absolviert. Warum auch nicht. Schließlich bist Du ja nicht krank!
Weiterhin alles Gute!

ultraistgut hat gesagt…

29. Januar, das ist ja gar nicht mehr weit, schön, dass du dich gut fühlst, schön, dass du ihn bald in deinen Armen fühlen wirst, schön, einen neuen Erdenbürger in sich zu fühlen, schön, für mich immer wieder ein Wunder.

Alles Gute für Euch drei !

Jasmin... hat gesagt…

Ach, Kerstin, ich freu mich so mit dir und dass nach allen Schwieirgkeiten, die du schon zu durchkämpfen hattest nun alles gut wird mit dir und Eurer kleinen Familie. I wish you all the best für die letzten Wochen und den Bericht von Deinem Baby Shower fand ich ja auch herrlich amerikanisch-gruselig-herzlich-schön!

Kerstin hat gesagt…

Julia, fuer mich auch ;-)

Anja, ich haette ja gerne den 17. 1. Da hat mein Vater Geburtstag. Dann koennten wir zusammen feiern.

Gerd, nein krank bin ich nicht. Ich laufe nun teilweise nach Zeit stattt nach Strecke.

Margitta, ein Wunder, wie wahr! Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sich da tatsaechlich so ein kleines Maeuschen bei mir eingenistet hat.

Jasmin, danke fuer die guten Wuensche. Ich bin wohl schon zu amerikanisiert um den Baby Shower gruselig zu finden. Aber ich hab schon gehoert, dass manche Leute in Deutschland ihren Kindern niemals niedliche Sachen mit Baerchen oder Tierchen oder so anziehen wuerden, um den Stil ihrer Wohnung nicht zu gefaehrden. Wir sind hier nicht so schlicht...

michi hat gesagt…

Sehr bewundernswert finde ich das, dass Du immer noch läufst.

Wie sind eigentlich die Reaktionen, wenn Du Menschen begegnest, denen Du sonst nie über den Weg läufst, Läufer, Spaziergänger etc.? Ist ja kein alltägliches Bild eine Schwangere im 7. Monat laufen zu sehen. Ich finds toll, auch wenn ich mal wieder nachzügel mit Lesen und Kommentieren.
Ich bin mal gespannt, der Kleine kommt bestimmt mit kleinen Laufschuhen zur Welt *lach*