Ich musste mich mal wieder selber überlisten und austricksen, denn 10x1000m im 10km Renntempo (4:15) sind kein Spaß. Das hört sich nicht nur furchtbar lang, hart und anstrengend an, das ist es auch.
Vor ein paar Wochen habe ich mich für diese Einheit aufs Laufband geflüchtet, doch gestern musste ich es endlich auch mal in der "freien Natur", sprich auf der Bahn, ausprobieren. Da muss ich mich doch tatsächlich ganz von alleine so schnell wie möglich fortbewegen und habe niemanden, der mich zieht, schiebt oder zum Laufen zwingt.
Die ersten drei Intervalle gingen noch ganz in Ordnung, ich konnte sie direkt mit den vorgesehenen 200m Trabpausen hinter mich bringen.
4:13
4:11
4:14
Nach der dritten Wiederholung dann die erste Trinkpause. Meine Beine waren schon schwer, aber ich nahm mir vor, nach immer drei Wiederholungen eine Pause einzulegen. Ich wollte nicht aufgeben. Mit der Trabpause war es nun auch nichts mehr. Ich ging. Langsam. Und machte danach noch Stehpausen, um meinen Puls zu beruhigen. Denn ich hatte gelesen, dass man besser mehr bzw. längere Pausen machen soll, damit man immer noch seine Splits schaffen kann. Das ist wichtiger. Also gut, die Splits schaffte ich noch.
4:14
4:09
4:14
Aber mein Magen fühlte sich etwas flau an und mein Kopf schrie: "Das schaffst du nie! Mach jetzt Schluss!" Bei jeder Runde dachte ich: "Das ist jetzt die letzte. Danach gehe ich nach Hause. Also streng dich gefälligst an!" Das half. Statt den Riesenberg vor mir zu sehen, den ich noch zu schaffen hatte, nahm ich mir immer nur ein Intervall nach dem anderen vor. Immer mit der Option, dieses wäre nun das allerletzte.
4:15
4:15
Nach 8x1000m ging es immer noch darum, "nur noch ein einziges Mal" zu laufen. Fast konnte ich mich mal mehr dazu aufraffen, aber nun fiel mir der nächste Trick ein, mit dem ich mich überreden konnte: Ich wollte nicht mehr auf die Uhr schauen, sondern einfach nach Gefühl laufen so schnell ich konnte. Und wenn es 4:20 oder sogar 25 dauern sollte, dann wäre das immer noch besser als ganz aufzugeben. Also gut, nur noch einmal und dann fragte mich der Trainer einer Schul-Leichtathletik-Gruppe doch leider glatt, wie viel ich denn laufen würde. "Ich hab jetzt 9x1000m, einmal muss ich noch", sagte ich leichtsinnigerweise. Nun konnte ich also auch nicht aufhören ohne mich zu blamieren.
4:15
4:17
Zwei Sekunden über der Zeit gehen schon in Ordnung. Dafür waren die ersten 1000er ja alle etwas schneller. Die 42:30 ist mein!
Jetzt noch 9x100m Steigerungen, das fiel mir trotz Erschöpfung nicht schwer, denn ich erlaubte mir, immer wieder zum Start zurück zu gehen. Das war eine ganz andere Belastung und es tat gut, nur so kurz zu sprinten.
Auslaufen, dehnen und zum Glück hatte ich vorgesorgt und musste zu Hause nur noch eine Pizza in den Ofen schieben. Jon kam auch gerade von seinem Lauf (6x800m, die er in 2:50-55 geschafft hat) zurück und gemeinsam genossen wir den Feierabend.
Ganz bestimmt hätte ich gestern aufgegeben, wenn ich mir nicht immer nur einen weiteren und noch einen weiteren 1000er vorgenommen hätte. Das Ende in Sicht hat mir jedes Mal wieder neue Kraft gegeben, mein Bestes zu geben. Die Erschöpfung am Schluss zusammen mit dem Triumph, es trotzdem geschafft zu haben, das hat sich unheimlich gut angefühlt. Jetzt habe ich wieder eine neue Strategie, den Schmerz zu überwinden und noch mehr aus mir herauszuholen. Denn ich weiß, dass noch mehr in mir drin ist. Ist eben doch alles Kopfsache!
20 März 2009
Alles Kopfsache
Eingestellt von Kerstin um 04:14
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9 Kommentare:
da hast du aber toll gekämpft. mir ging es am mittwoch ganz ähnlich. man muss sich ständig zwingen. hatte aber nur 6 x 1000 m zu laufen. das war absehbarer:-)))
wann greifste die 42:30 an? ich möchte dieses jahr auf jeden fall die 44:09 min (bisherige bestzeit auf 10 km) knacken:-)
Ja, es ist verdammt viel Kopfsache und mich "beruhigt" es beinahe das du Dich ebenfalls selber beschummelst oder überlistest - ähnlich habe ich es gestern auch gemacht bzw. habe ich mir immer nur eingeredet das ich es schaffe und irgendwann nur noch auf die verbleibenden Meter geschaut. Toll, welch Tempo Du die 10 Mal geschafft hast und der Satz Denn ich weiß, dass noch mehr in mir drin ist. Ist eben doch alles Kopfsache! glaub ich Dir vollkommen und er klingt sehr fut, verdammt gut!
Jo, das ist ja lustig, meine offizielle PB ist auch 44:09! Die neue 43:36 vom Samstag zaehlt ja leider nicht... Aber immerhin weiss ich nun, dass ich schneller kann, sogar bei einem laengeren Lauf. Der "Rekordversuch" soll am 26. April in Virginia stattfinden. Da ist es kuehl und flach und der Lauf ist mit ca. 1400 Teilnehmern wohl auch ganz gut besetzt. Bin mal gespannt.
Pienznaeschen, Jon sagt auch immer, dass beim Laufen alles in meinem Kopf ist. Ist ja klar. Wenn man an sich glaubt ist man auch bereit, sich mehr anzustrengen. Laufen tut eben doch weh. Aber macht so viel Spass!
Du bist echt eine Kämpferin. Wenn ich mir so deine Zeiten anschaue und weiss wie ich mich mit schnellen Einheiten abquäle, bin ich eigentlich ganz froh, dass ich durch mein Belastungsasthma eine Ausrede habe nicht so schnelle laufen zu müssen. ;-)
bin ich doof. jetzt wo du das mit derselben zeit sagtest, hab ich nochmal nachgeguckt. ich habe auf 10 km (es waren im wettkampf 11.2 km) umgerechnet 44:10 gebraucht. aber dann fiel mir ein, dass ich im letzten mai doch noch etwas schneller war: 45:24 auf 10.3 km, das entspricht 43:59 min. krass.
ich wünsche dir schon mal viel erfolg in virgina und bin mir sicher, dass du super laufen wirst.
Gerd, niemand MUSS schnell laufen, da braucht man keine Ausrede. Schnell laufen muss man nur, wenn man gewinnen will. Was macht man nicht alles fuer Stolz, Ruhm und Ehre?
Jo: Also, naja, umgerechnete Zeiten lassen wir hier aber nicht gelten! Das muss schon original sein *gg*
*g* - na dann kann ich dir nur mit ner 45:17 vom mai 2007 dienen. alle anderen wettkämpfe hatten komische distanzen:-))))
genau so sehe ich das auch. man nimmt ja an wettkämpfen nur teil um besser zu sein als davor, also den wettkampf gegen sich selbst anzutreten. sonst könnte ich ja daheim bleiben oder nur so durch die lande joggen.
Ist ja interessant, dass ihr nur so "krumme" Wettkämpfe habt. Sowas gäbe es hier nicht. Da ist das Vergleichen ja auch ganz schön schwierig, oder?
Klasse und sehr gleichmäßig durchgeboxt, Hut ab. Nur den nächsten zu sehen ist glaube ich auch die bessere Strategie, als jetzt nur ;-) noch 9, nur noch 8. Irgendwann funktioniert auch das, aber das muss man erst mal bis zur 5 gekommen sein.
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