22 Januar 2006

Rip van Winkle Open Space

Ein etwa acht Hektar großes Waldstück in Pacific Grove an der Grenze zu Pebble Beach, etwa eine Dreiviertelstunde oder so mit dem Rad entfernt, recht einfach zu erreichen, in meinem Buch "Tageswanderungen um Monterey und Carmel" beschrieben und doch war ich erst heute zum ersten Mal dort. Das ganze Areal ist eher klein und das enge Wegenetz umfasst nicht mehr als eine Meile. Aber es ist ein Wald. Und zwar ein Wald, der meinem ehemaligen Ausreitgelände im Ruhrgebiet irgendwie ähnlich ist. Da war auch nicht viel Platz für Natur.
Mir war die Natur dieses kleinen Waldstücks seltsam vertraut. Brombeeren, Gras, Pinienbäume. Teilweise sogar matschige Wege, sodass ich ein bisschen über Baumstämme balancieren und klettern musste und ein bisschen nasse Füße bekam. Da kam mir alles so bekannt vor.
In der Eifel hatte ich nichts als grünen Wald, aber hier ist das was Besonderes und ich hatte Freude daran, kreuz und quer durch dieses kleine Waldstück zu streifen. Alle Wege sind untereinander verbunden, also macht es nichts, wenn man sich ein bisschen verläuft. Nach kurzer Zeit kommt man doch wieder an eine Straße.
Der Rip van Winkle Open Space gehört der Pebble Beach Company, der auch der 17-Mile Drive gehört und zählt zu den hundefreundlichen Parks der Halbinsel. Das heißt, hier darf man seine Hunde ohne Leine laufen lassen, was sonst fast überall streng verboten ist. Deswegen ist es nur natürlich, dass viele Hundebesitzer hier ihre Lieblinge ausführen und am Parkplatz rührselige Zettel mit Geschichten von allen möglichen kleinen Kläffern hängen. Außer eines Jungen, der hier wohl ungestört telefonieren wollte, war ich die einzige Spaziergängerin ohne Hund.
Der ganze Park befindet sich auf einer Küstenterasse aus stabilisierten Dünen, man muss also vom Meer her bergauf (wie überall auf der Halbinsel), aber nicht so schlimm, dass man vom Fahrrad absteigen müsste.

Brücke Himmel mit Pinien Pilz Wer wohnt denn hier? Umgestürzter Baum blockiert den Weg Pinienzapfen Grüner Wald Matschloch Hier muss man balancieren! Selbstauslöserfoto


Noch viel schöner war es aber, nach diesem herrlich Vertrauten wieder das atemberaubend Fremde zu sehen. Ich ließ mich die Straße zum Meer herunterrollen und sah die Wellen, die hoch an den Felsen aufspritzten, wieder mit anderen Augen.
Es ist seltsam für, am Meer zu wohnen. Einerseits hatte ich mir das irgendwie schon immer gewünscht, aber andererseits nehme ich das ungeheuer Große und Weite hier eigentlich viel zu selbstverständlich hin.
Einerseits gehe ich eigentlich viel zu selten zum Meer und andererseits kann ich, wenn ich diese herrliche Dünen- und Küstenlandschaft sehe, gar nicht fassen, dass ich wirklich hier lebe und dass ich so ein Glückskind bin, dem vom Schicksal alle Wünsche von den Augen abgelesen werden.
Naja, auf jeden Fall hab ich mir auch nach gestern noch mal neu vorgenommen, wieder viel mehr zu machen und jeden Tag rauszugehen um das Geschenk, hier leben zu dürfen, auch richtig zu würdigen und wieder körperlich fitter zu werden!
Außerdem ist es Winter. Das muss man sich mal vorstellen! Es ist wirklich viel zu einfach, den Winter zu ignorieren wie wir es hier tun und es wie selbstverständlich hinnehmen, dass es hier keinen Winter gibt. Ich kann mich noch gut erinnern, wie schrecklich kalt und dunkel die Eifelwinter waren. Und hier haben wir fast immer Sonnenschein.
Die Welt ist verrückt geworden und ich merke es die meiste Zeit nicht mal.
Asilomar State Beach Das gewaltige Meer Wellen und Felsen, ein uralter Kampf Zerklüftet von Erosion Wintergrün am Meer

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