In der Stadt der Mormonen sind wir nach einer langen Fahrt durch die Wueste Nevadas und ueber teilweise ausgetrocknete Salzflaechen Utahs gerade angekommen.
In Reno hatten wir gestern so viel Spass - die Kasinos schenken Freibier aus, was wir ganz gut ausgenutzt haben - dass wir heute morgen erst recht spaet losgekommen sind. Den ganzen Tag konnten wir auf einer einzigen Strasse, der I 80, bleiben, die das riesige Land von Westen nach Osten durchzieht. Die normalerweise in jede Richtung zweispurige Strasse hoert kurz hinter Reno auf, stark befahren zu sein, denn hinter Reno hoert auch so ziemlich die Zivilisation auf. Nur noch vereinzelt gibt es kleine Doerfer oder Kraftwerke. Die Einsamkeit und Abgeschiedenheit wird ausserdem gerne zum Bau von Gefaengnissen benutzt. Deswegen ist es verboten und wohl auch wenig ratsam, Anhalter mitzunehmen und Anhalten ist in einer prison area auch nur im absoluten Notfall gestattet.
Die meiste Zeit jedoch gibt es spaerlich mit hellbraunem Gras bewachsene Berge und Ebenen, die Strasse und die Eisenbahn, ab und zu mal einen Fluss. Und das war's dann auch schon.
Langweilig war die Fahrt jedoch nicht, denn die Weite ist wunderschoen und die Aussicht wechselt durch die vielen Berge staendig.
Es ist bitterkalt und je weiter wir nach Osten vorgedrungen sind, desto kaelter wurde es. Hier in Salt Lake City liegt Schnee und die Temperaturen sind einiges unter dem Gefrierpunkt, waehrend wir zu Hause in Monterey im Hemd herumgelaufen sind.
Das Land, das wir durchquert haben, ist von jeher Durchgangsland gewesen. Hier verlaufen die grossen Trails, der California Trail, auf dem die Siedler nach Westen gezogen sind und etwas weiter suedlich der weltberuehmte Pony Express Trail. Die wenigen Staedte und Doerfer sind hauptsaechlich durch den Goldrausch im 19. Jahrhundert entstanden, ausserdem ist das Land als Cowboy Country bekannt. Dementsprechend haben wir auch so einige Rindertransporte ueberholt.
Die Strasse ist eine duenne Lebensader durch das Gebiet, die Spuren fuer beide Richtungen entfernen sich oft weit voneinander und auch die Eisenbahn ist weiter weg als man denken wuerde. Es ist Platz ohne Ende vorhanden.
Eine prima Moeglichkeit auch fuer mich, mich nach vier Monaten Abstinenz endlich mal wieder hinters Steuer zu setzen und Auto zu fahren. Mein deutscher Fuehrerschein ist ein Kalifornien so gut wie nichts wert und einen kalifornischen kann ich erst machen, wenn ich eine social security number habe, also bin ich bisher nicht gefahren. Die Staaten, die wir nun durchqueren, sehen das aber zum Glueck nicht so eng und so bin ich dann auch gleich in zwei Abschnitten an die 300 Meilen gefahren. Es war erst schon ungewohnt, vor allem, weil Jons BMW ganz anders und viel schneller reagiert als mein altes Auto, aber da es die meiste Zeit einfach nur geradeaus ging, hatte ich viel Zeit, mich einzugewoehnen.
Das war auch noetig, denn ganz zum Schluss ging es nach Salt Lake City hinein und ploetzlich wurde die Strasse mehr als unuebersichtlich. Staendig verzweigte sie sich, gab es neue Abfahrten und vor allem neue Spuren. Die zu zaehlen habe ich irgendwann aufgegeben, es moegen teilweise sechs in eine Richtung gewesen sein. Und dazu noch die Amis, die noch nie was von Rechtsfahrgebot gehoert haben oder dass man rechts eben nicht ueberholt.
Wenn Jon mich nicht so gut gelotst haette, waere ich zwischenzeitlich mit Sicherheit verrueckt geworden.
Doch ich hab es geschafft! Wir sid sicher angekommen und verbringen nun auch noch den morgigen Tag hier. Utah am Great Salt Lake ist umgeben von bis ueber 3000 m hohen Bergen und so liegt es jetzt im Winter nur zu nahe, Skilaufen zu gehen. Bin ja mal gespannt, wie das wird!
Zwischendurch haben wir dann noch per Handy eine schoene Neuigkeit erfahren: Jons Schwester Jennifer wird eine Tochter bekommen!
Nun werden wir uns aber erstmal dem leiblichen Wohl zuwenden, zu Abend essen und nachher lockt der hoteleigene Hot Tub, um uns von der langen Fahrt zu entspannen.
Morgen dann mehr zum Skilaufen in Utah.
16 Dezember 2005
Durch die Wueste nach Salt Lake City
Eingestellt von Kerstin um 19:39
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