Eine schnelle Geburt

Wir dachten ja, wir muessten noch mindestens zweieinhalb Wochen auf unser Baby warten, aber das hatte andere Plaene.
Jetzt ist mir auch klar, warum ich so unmotiviert war und nur zu Hause sitzen wollte. Am Montag bin ich noch 6 km gelaufen, am Dienstag war an irgendwelchen Sport nicht mehr zu denken. Morgens um sieben hatte ich die erste, noch schwache Wehe und dachte mir erstmal nicht viel dabei. Trotzdem notierte ich vorsichtshalber die Uhrzeit. So ging das dann alle halbe Stunde. Dank RTL und hirnlosen Serien (Familien im Brennpunkt), die auch im Internet abzurufen sind ging der Tag ganz gut dahin. Erst alle halbe Stunde, spaeter alle 15 Minuten wurden die Wehen zwar etwas staerker, aber immer gut auszuhalten.
Gegen drei Uhr nachmittags rief ich Jon an, dass ich heute nicht laufen koennte und dass er vielleicht besser puenktlich nach Hause kommen sollte. Es koennte ja sein, dass wir noch in Krankenhaus muessten.
Um halb sechs war Gruppentraining. Da wollten wir noch hin, denn zu frueh wollten wir auch nicht ins Krankenhaus und obwohl die Wehen nun doch staerker wurden konnten wir uns immer noch nicht vorstellen, dass die Geburt wirklich kurz bevor stand. Die Tasche fuers Krankenhaus kam aber vorsichtshalber doch mit ins Auto.
Waehrend Jon mit der Gruppe 800+200m-Intervalle auf der Bahn lief ging ich ein paar Runden und unterhielt mich mit anderen Laeufern. Wenn gerade keine Wehen kamen ging es mir ja gut und ich liess mir nichts anmerken. Der Forerunner half mir dabei die Intervalle zwischen den Wehen festzuhalten, die immer kuerzer wurden. Wir waren nun doch bei 5 Minuten angekommen. Zum Ende des Trainings musste ich stehen bleiben und konnte auch nicht mehr reden. Zwischendurch ging es mir gut.
Nach dem Auslaufen war an eine Fahrt nach Hause nicht mehr zu denken. Wir machten uns sofort auf ins Krankenhaus und waren wirklich froh, dass wir uns vorangemeldet hatten. So dauerte es nicht lange bis wir zur Geburtsstation hochfahren konnten. Da war es halb acht. Es wurde allerdings schon etwas schwierig das Krankenhaushemd anzuziehen. Die Wehen waren inzwischen so stark und folgten so kurz aufeinander, dass nicht mal mehr ein Tropf gelegt werden konnte (zum Glueck!), denn drei Krankenschwestern hintereinander konnte keine vernuenftige Vene finden und ich weigerte mich, sie waehrend der Kontraktionen daran arbeiten zu lassen.
Die Schmerzen wurden immer staerker, aber Jon stand mir bei, bestaetigte und ermutigte mich, half mir beim Atmen und Entspannen und war ueberhaupt ein wunderbarer Coach.
Als es kurze Zeit spaeter schliesslich zum Pressen kam zeigte er seine wahre Staerke. Wie er mich schon frueher in Rennen zu Spitzenzeiten gefuehrt hatte, erinnerte er mich immer wieder ans Atmen, feuerte mich beim Pressen an und half beim Entspannen. Da war er wirklich absolute Spitze. Beruehrungen konnte ich nicht mehr ertragen, aber seine Anwesenheit und dass wir eben beim Laufen schon oft auf aehnliche Weise zusammen gearbeitet hatten halfen unheimlich.

Mir kam es ja schon ewig vor, aber an anderen Geburten gemessen ging alles rasend schnell. Am 12. Januar um 21:23 kam unser kleiner Niklas zur Welt, zwei Stunden nach dem Einchecken ins Krankenhaus. Nur 3100 Gramm schwer und 47 cm lang, weil er ja immerhin zweieinhalb Wochen zu frueh dran war, aber kerngesund und munter. Und so niedlich dass ich es immer noch nicht glauben kann, dass wir ihn tatsaechlich behalten duerfen. Jon und ich sind im siebten Himmel. Niklas uebertrifft alle Erwartung und wir sind total verknallt.

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Inzwischen sind wir auch schon wieder zu Hause, ich erhole mich gut und wir freuen uns ueber unseren Sonnenschein. Jetzt hat er aber wieder mal Hunger und ruft nach seiner Mama. Das bin ich! Hurra!