Das klappt bei mir ja doch am besten. Wenn ich nicht staendig nach meinem Tempo schiele, sondern nach Gefühl laufe, so schnell wie möglich und dabei auf meinen Körper höre, dann kommen da jedes Mal bessere Ergebnisse raus. So hätte ich es auch letzte Woche machen sollen. Ich wusste ja, dass es ohne Uhr besser geht und vor allem, dass es mir besser geht.
Einen entscheidenden Nachteil hat das Ganze natürlich: Wenn selbst der Veranstalter keine Uhr hat, dann ist die beste Bestzeit auch nicht ganz so viel wert, weil man ja keine Zeitmessung mit genauer Sekundenangabe hat.
Also gut, der jährliche 5 Meilen (8 km) Lauf von Jons Abteilung stand an. Und da auch die Punkte von Eheleuten in die Wertung eingehen, sollte ich unbedingt mitlaufen. Meine rechte Hüfte - das alte Problem - tat seit Freitag wieder weh, also wollte ich es langsam angehen lassen. Auch Jon konnte nicht richtig Gas geben, bei ihm ist es der hintere Oberschenkel, der ihm seit Dienstag zu schaffen macht. Zwei Invaliden sozusagen.
Ich gab ihm meinen Forerunner, um mich nicht von dem langsamen Tempo frustrieren zu lassen. Wir stellten uns auf und direkt nach dem Start gab meine Hüfte Ruhe. Nichts zu spüren. Sehr schön. Ich werde trotzdem einen Termin mit dem Chiropraktiker machen, aber erstmal konnte ich laufen. Mein Plan war, mit der zweiten Frau zu laufen und nur ganz am Ende schneller. Dieser Plan ging aber leider nicht auf, weil die zweite Frau dann doch viel zu langsam war. Ich war mir nicht ganz sicher ob ich den Kurs alleine finden würde, also hielt ich mich erstmal an einen Mann vor mir, dessen Tempo nicht übermäßig anstrengend war, sondern gerade angenehm für ein Rennen. Ich hatte keine Ahnung, was das in Zahlen bedeutet, aber das war ja auch egal. Wir liefen eine Runde im Park um den See bevor wir auf die Straße abbogen. Hier ließ mein Vormann plötzlich ganz stark nach, sodass ich ihn überholen und zum Nächsten aufschließen musste. Das kritische Stück wo ich von der Strecke her nicht ganz sicher war, war nicht mehr weit. Ich kam zu einer Gruppe Männer, verlangsamte aber nicht, sondern überholte noch einen oder zwei. Sah mir nun ganz so aus, als hätten es doch einige etwas zu schnell angegangen...
Als ich an die Stelle kam wo man abbiegen musste, war ich doch froh, einen Mann genau vor mir zu haben. Es war zwar ein Helfer aufgestellt worden, aber der spätere zweite Sieger verfehlte trotzdem die Abbiegung auf den Parkplatz des Community College (So etwas wie eine Berufsschule) und lief erstmal geradeaus weiter, bis er seinen Irrtum bemerkte. Mein Vormann und ich kriegten die richtige Kurve. Bald darauf kam eine Wasserstelle. Einen kleinen Schluck trinken, den Rest in den Ausschnitt schütten, um den Puls einen Schlag runter zu kriegen und dann ging es auf ein Stück unbefestigten Weg. Mir ging es gut, ich lief ein gutes Tempo, mir tat nichts weh. Aber da waren die zwei an die 15-20 Meter vor mir. Es war ganz schön heiß und der Eine zog sein Hemd aus. Das war eindeutig ein unfairer Vorteil, den die Männer haben. Ich hatte mein Shirt mit eingebautem BH an, das ist nichts mit Ausziehen. Es ging nun in den Wickham Park zurück, ich immer hinter den beiden her. Noch zwei Runden um den See. Das ist recht überschaubar und da ich dort auch schon Tempoläufe gemacht habe wusste ich, wie sich das auf dieser Strecke anfühlt. Das ist immer ein unschätzbarer Vorteil, denn ich kann meine Anstrengung und Reserven besser einschätzen. Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich den nun mit freiem Oberkörper Laufenden überholte, aber ich kriegte ihn noch! Kurz hinter ihm gab ich noch mal richtig Gas, überholte schnell und tat so, als wäre das mein normales Tempo. Überholen sollte man immer schnell damit der andere denkt, er hätte sowieso keine Chance mehr.
Das hat in diesem Fall gut geklappt. Er war so frustriert, dass er plötzlich stark vom Tempo abfiel und nichts mehr zu kämpfen hatte.
Der andere vor mir war eine andere Geschichte. Er war zwar nicht weit weg, aber doch zu schnell für mich. Nun ging es auch auf die Endgerade, wo auf einmal der Gegenwind wieder einsetzte. Ich lief etwa 10-15 Sekunden nach ihm ins Ziel und war somit hinter zwei Männern auf dem dritten Gesamtplatz gelandet. Die nächste Frau traf ein paar Minuten später ein.
Nun war ich aber doch neugierig, ob ich endlich die 35 Minuten geknackt hatte, musste aber erfahren, dass der Veranstalter keine Uhr hatte. Na toll! Aus Herumfragen zwischen den vor und nach mir ins Ziel Gelaufenen fand ich heraus, dass ich auf jeden Fall unter 35 Minuten geblieben war, denn der zuletzt Überholte hatte 35:18 gebraucht, der vor mir 34:15 oder so. Ich lege dann meine Zeit einfach mal mit 34:30 fest. Das hört sich gut an und ist glaube ich auch ganz realistisch.
03 Mai 2009
Rennen ohne Uhr
Eingestellt von Kerstin um 02:54
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4 Kommentare:
Glückwunsch zu Deinem klasse Lauf.
Auch wenn es ein wenig ärgerlich ist das es keine offizielle Zeit gab - wobei das ja auch zu lösen war. Ich finde es erstaunlich das Du ganz ohne Uhr so genau weißt wie schnell Du bist bzw. Dich und Deinen Körper so gut kennst was geht ... beeindruckt mich.
Ich drück Dir mal ganz arg fest die Daumen das der Doc schnell Zeit hat und es nur ein kurzes mal "mucken" der Hüfte ist und nicht mehr, von Herzen toitoitoi!
Überholen sollte man immer schnell damit der andere denkt, er hätte sowieso keine Chance mehr.*grins* die Theorie klingt gut und gefällt mir!
Herzlichen Glückwunsch zu der tollen Zeit!
So ganz ohne Uhr könnte ich nicht Laufen. Irgendwie bin ich da immer ganz verunsichert. Da fehlt mir die Bestätigung das alles im grünen Bereich ist. Ist zwar Blödsinn, aber ich brauche irgendwie meinen Forerunner. (Bin ja mal gespannt was passiert wenn der ausfällt!)
Das mit dem Hemd ausziehen bringt überhaupt nichts. Es sei denn er hatt ein dickes Bauwollshirt an. Die neuen Funktionsshirts kühlen sogar ein wenig die Haut.
Also nicht ärgend dass Du dein Shirt nicht ausziehen kannst. ;-)
Danke fuer die Glueckwuensche!
Pienznaeschen, es scheint wirklich nur mal kurz gemuckt zu haben. Inzwischen ist alles wieder gut. Hurra!
Gerd, meine Funktionsshirts kuehlen nicht. Jedenfalls nicht hier. Aber es hat ihm ja sowieso nichts genuetzt, ich hab ihn noch ueberholt und "ausgechickt".
Sicher kenne ich meinen Koerper besser als irgendeine Uhr. Das sind ja nur Zahlen, und die koennen sich heute ganz anders anfuehlen als morgen. Ich treibe schon mein ganzes Leben lang Ausdauersport, angefangen von sonntaeglichen Wanderungen im Sauerland (nicht nur ein paar Meter bis zum Cafe, sondern richtig durch den Wald!) als Kind, ueber Rad- und Kanutouren, Wander- und Distanzreiten bis hin zu meiner 5-monatigen Wanderung nach Santiago de Compostela. Dazu kommen noch viele Tausend Laufkilometer, Intervalltraining, zahlreiche Rennen. Da lernt man seinen Koerper schon ganz gut kennen und was man so schaffen kann, vor allem wenn man regelmaessig an die Grenzen des Moeglichen geht.
Herzlichen Glückwunsch, das ist ja gut gelaufen. Eine Veranstaltung ohne Uhr ist aber selten, oder hast Du das schon vorher irgendwo mal erlebt?
Ich wollte gerade nachfragen, aber ich lese, dass Deine Hüfte wieder in Ordnung zu sein scheint. Sehr schön!
Einen Volkslauf ohne Uhr bin ich noch nie gelaufen, aber ich merke immer mehr, dass ich das Tempo, was ich laufen will auf die Reihe bekomme und das recht gleichmäßig durchziehen kann. Oft drücke ich dann nur noch die km ab, so ich sie sehe ;-)))) und laufe. Auch im Training, wenn ich normale lockere Läufe mache, da schaue ich fast gar nicht mehr auf die Uhr. Gelingt mir mittlerweile, vor 1,5 Jahren habe ich sehr oft darauf geschaut. Aber immer wieder freue ich mich dann als Statistikfreak, dass ich hinterher am PC schauen kann und das Ganze in meine Excel-Tabelle befördere.
Dass meine Funktionsshirts kühlen, habe ich auch noch nicht mitbekommen, bin aber auch extrem wärmeempfindlich, insofern kann ich da nicht mitreden.
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