08 März 2009

Sommerzeit


Es ist viertel nach drei am Nachmittag, ist sitze auf dem Sofa und bin muede und kaputt. Die gute Art von muede und kaputt, bei der man weiss, was man getan hat und ganz erstaunt auf den Tag zurueck blickt.
Die Uhren wurden heute Nacht um eine Stunde vorgestellt, und das ist besonders gemein, weil der lange Lauf trotzdem wie immer um halb sieben anfaengt. Das heisst also halb sechs aufstehen, bedeutet heute aber "eigentlich" halb fuenf.
Na gut, das Laufen und meine Mitlaeufer sind es mir wert, auch wenn ich mich noch nicht ganz wach fuehle. Jon hat diese Woche Bereitschaft und geht statt zu laufen ins Buero, um ein paar Sachen zu erledigen, die in der Woche immer wieder liegen bleiben. Danach laeuft er seine 10 km auf der Base und danach koennen wir uns auch gleich im Waffle House am Strand treffen.

Im Stockdunkeln laufen wir um halb sieben los. Ich bin heute mit Nancy und Angela unterwegs, die beide fuer Boston trainieren und 32 km laufen wollen. Das ist mir natuerlich viel zu weit, aber die Halbmarathonstrecke laufe ich schon mit ihnen mit.
Wir sind recht flott unterwegs und haben uns viel zu erzaehlen. Da vergeht die Zeit trotz Muedigkeit wie im Fluge. Es stellt sich heraus, dass Angela als Kind in Kolumbien auch Pferde hatte. Sehr interessant!

Nach 8 km drehen wir um und laufen wieder zurueck, laufen dann als kleines, fieses, Oberschenkel quaelendes Intermezzo ueber die hohe Bruecke und wieder zurueck, und schliesslich noch ein Stueck weiter nach Norden am Indian River entlang. Die beiden anderen haben noch einiges vor sich, ich zum Glueck nur noch etwas ueber eine Meile. Am Ende werde ich automatisch schneller und stoppe den Forerunner bei 21,08 km und 1:42:27. Auch wenn wir einige Pausen gemacht und diese rausgestoppt haben bin ich sehr zufrieden, verabschiede mich von meinen Mitlaeuferinnen und gehe und jogge langsam zum Abkuehlen zum Auto zurueck. Dehnen nicht vergessen!

Ich versuche Jon anzurufen, doch der ist unerreichbar. Ich fuehle mich aber noch so voller Energie, dass ich beschliesse, mit dem Rad zum Strand zu fahren und die Zeit bis zu unserem Treffen mit einem schoenen Strandspaziergang zu ueberbruecken. Nach einer kurzen Pause zu Hause bin ich auch schon wieder startklar. Noch etwas Luft in die Reifen und es kann losgehen.

Der Ostwind blaest mir ins Gesicht, doch die Sonne scheint und die Temperatur ist genau richtig, nicht zu kalt und nicht zu warm. Ich lasse mir Zeit und geniesse die Fahrt. Mein armes Rennrad hatte aber auch wirklich zu wenig Bewegung in der letzten Zeit. Ich gelobe Besserung, denn ich fahre doch auch so gerne!
Am Strand mache ich zuerst mal einen kleinen Abstecher auf einen Cappuchino zu Starbucks und stecke dann zehn Minuten lang die Beine ins kalte Salzwasser, auf dass es seine Wirkung zeige. Wunderbar erfrischt wandere ich am Strand entlang. Unzaehlige Spring Breaker bevoelkern Cocoa Beach, und ich sehe auch einige Laeufer an mir vorbei ziehen. Irgendwie bin ich schon froh, dass ich meinen Lauf fuer heute schon geschafft habe.

Endlich ein Anruf von Jon: Er ist fertig mit der Arbeit und geht dann mal laufen. Das wird ein etwas spaeteres Mittagessen heute... Egal, der leichte Wind vom Meer ist angenehm kuehl und die Ebbe so niedrig wie ich sie hier noch nie gesehen habe. Es ist fuer alle genug Platz zum Laufen, Baden, Spazierengehen, Angeln, Muscheln sammeln und Ball spielen.

Als wir endlich im Waffle House sitzen weiss ich noch nicht, ob ich wirklich mit dem Rad nach Hause fahren will oder lieber mit Jon im Auto, denn mittlerweile bin ich doch ganz schoen kaputt. Doch nach dem Essen geht es mir gleich wieder besser, ich erwarte Rueckenwind und entscheide mich natuerlich fuer das Fahrrad. Gute Idee! Tatsaechlich verlaeuft die Heimfahrt wesentlich rasanter als die Hinfahrt und ich werde schon von Jon erwartet. Nur noch schnell duschen und ab jetzt werde ich mich heute keinen Zentimeter mehr bewegen.
Was fuer ein schoener Sonntag!
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7 Kommentare:

Martin hat gesagt…

Es ist wirklich schön so einen Bericht zu lesen. Es ist wie Urlaub! Am Donnerstag hatten wir noch einmal 10cm Schnee, Samstag schien die Sonne, heute haten wir Dauerregen. Da würde ich gerne mit Euch tauschen!

Kerstin hat gesagt…

Ja, wie Urlaub kommt es mir auch oft vor...
Aber dir wuerde es hier doch gar nicht gefallen. Es gibt gar keine Berge, die man hochrennen koennte!

Anonym hat gesagt…

Stimmt, mir kam es auch gerade vor, als würde ich einen Urlaubsbericht lesen. Macht auch wirklich Spaß beim Lesen, aber in real würde mir das auf Dauer sicher auch nicht gefallen. Zu viele Tage schönes und zu warmes Wetter ;-))
Einen langen Lauf mit anderen gemeinsam zu laufen ist bestimmt schön, wenn die Zeit so schnell um geht, ich kenne das nur von kürzeren so bis 10 km, aber selbst das ist jetzt schon ellenlang her.

ultraistgut hat gesagt…

Wie gut ich dich verstehen kann, bin mit dir gelaufen, war zwar für meine Begriffe etwas früh, bin mit dir Fahrrad gefahren, habe deine Überlegungen gut teilen können und war froh mit dir, dass du dann auch noch mit dem Rad nach Hause gefahren bist.

Das macht wirklich Freude, kann ich bestens nachempfinden !

Indy hat gesagt…

Das klingt ja traumatisch....ne, traumhaft ;-)

Kerstin hat gesagt…

Und abends sind wir dann doch noch mal mit dem Rad zum Subway gefahren, weil ich nicht mehr kochen wollte. Das sind aber auch keine 5 km hin und zurueck.

Michi, ich habe auch von anderen Deutschen aus Kalifornien gehoert, die der ewige Sonnenschein und das Laecheln der Leute nervte. Das kann ich aber von mir selber nicht behaupten... Vor allem weil ich weiss, dass es nicht so schoen bleibt, sondern im Sommer wieder so furchtbar heiss und schwuel wird.

Margitta, schoen, dass du das so gut nachvollziehen kannst! Fruehaufstehen macht mir eigentlich nichts aus, aber mit der Sommerzeitumstellung war es auch fuer mich SEHR grenzwertig.

Gerd hat gesagt…

Ist das schön!
Da kommt man schon ins träumen.
Deine Zeit ist wahrlich wieder der Hammer. -)