Das war vielleicht ein Wochenende!
In unserer Nachbarstadt Melbourne (nicht das in Australien, sondern in Florida) war Marathon, und da ich ja erst vor drei Wochen in Arizona gelaufen bin und trotzdem bei diesem erstmaligen Event dabeisein wollte, habe ich mich als freiwilliger Helfer gemeldet. Jon haette auch mitgemacht, aber da er Bereitschaft hatte, war es natuerlich fuer ihn unmoeglich, sich fuer etwas anderes zu verpflichten und das Risiko einzugehen, abgerufen zu werden.
Das Ganze fing am Donnerstag an mit einem Treffen aller freiwilligen Helfer, bei dem wir erste Anweisungen bekamen. Zu meiner Ueberraschung und Freude erfuhr ich, dass ich auf der Marathon-Messe mit der oertlichen Trainerin zusammen arbeiten wuerde, die den begleitenden 5-km-Lauf mit organisierte und an deren Laufgruppe ich sowieso schon lange teilnehmen wollte. Sehr praktisch! Bisher war ich nicht dort, einmal wegen der Verletzung im Sommer und dann, weil das Kurzstreckentraining nicht in mein Marathonprogramm passte, aber nun werde ich am Dienstag Abend zum ersten Mal hingehen und erstmal einen 1-Meilen-Probelauf absolvieren, damit sie mich einschaetzen kann. Bin mal gespannt, wie das wird und hoffe, eine gute Zeit hinlegen zu koennen.
Am Freitag Nachmittag wurde es dann aber ernst mit der Marathon Messe. Die ersten Marathon-, Halbmarathon und 5-km-Läufer kamen um ihre Startnummern, T-Shirts, Zeit Chips und Pakete abzuholen. Ich war größtenteils dafür zuständig, die richtigen Chips rauszusuchen, sprang aber immer überall ein, wo Läufer zu lange warten mussten oder Not am Mann war. Es gab auch die Möglichkeit, sich noch in letzter Minute anzumelden, natürlich für einen höheren Betrag, aber trotzdem nutzten viele diese Chance. Unter den anderen Helfern waren auch Marathonläufer und ich unterhielt mich viel mit einer Läuferin, die witzigerweise in zwei Wochen oder so einen Marathon in Arizona laufen will. Da gab es natürlich viel zu erzählen. Um kurz nach acht trat ich schließlich den Heimweg an und fiel bald darauf ins Bett.
Samstag Morgen wollte ich eigentlich vor der Messe meinen Tempolauf auf dem Laufband erledigen, aber als ich um sieben vor dem Fitness Center stand, waren alle Türen verschlossen. Ich wusste nicht, dass sie am Wochenende erst um acht öffnen. Im Nachhinein war das auch gut so, denn ich fuhr statt dessen zum Wickham Park und lief dort meine Runden, was an einem wunderschönen sonnigen und kühlen Morgen viel schöner war als auf dem Band zu laufen und mich mit seichter Fernseh-Unterhaltung berieseln zu lassen. Ich war nicht die einzige Läuferin im Park, aber die Schnellste, und sowas motiviert natürlich auch immer. In den 20:36 Minuten des Tempo Teils schaffte ich 4.8 km, ein 4:16/km Schnitt, mit dem ich sehr zufrieden bin. Insgesamt bin ich 8.93 km in 40:27 gelaufen. Kürzer und schneller macht nach dem vielen aufreibenden Marathontraining immer noch so viel Spaß!
Auf der Messe hatten wir am zweiten Tag ein bisschen mehr zu tun und andere Helfer, so dass ich größtenteils die Aufgabe übernahm, Läufern ihre Pakete zu überreichen, Fragen zu beantworten und natürlich ihnen viel Glück und gutes Gelingen zu wünschen. Die Atmosphäre am Vortag so eines Laufes ist unglaublich. Selten habe ich so lange gestanden, so viel geredet, mich ständig wiederholt und trotzdem kaum müde geworden, immer wieder die selben Fragen zu beantworten, Namen und Nummern nachzuschlagen, bei Problemen zu helfen und hin und her zu rennen. Mittags schnell im Stehen ein paar Stücke Pizza, die für die Helfer bestellt worden war, runterschlingen, aber eine wirkliche Pause gab es nicht. War irgendwie auch gar nicht nötig. Die freudige Erwartung und nervöse Spannung des Marathons hatte auf alle Beteiligten übergegriffen. Wieder waren auch Marathonläufer unter den Helfern, mit denen ich Erfahrungen austauschen konnte.
Als die Messe schließlich um kurz nach fünf ihre Tore schloss, war ich doch ganz schön kaputt und stellte fest, dass es fast ebensoviel Ausdauer erfordert, bei einem Marathon zu helfen wie ihn selber zu laufen. Ich kann nur jedem Läufer empfehlen, diese Erfahrung zu machen und ab und zu auf der anderen Seite zu stehen. Man sieht die Sache auf einmal mit ganz anderen Augen.
Am Sonntag Morgen war an Laufen vor der Veranstaltung nicht zu denken, denn die der Marathon Start war um 6:45, die Helfer sollten um vier Uhr da sein um letzte Vorbereitungen zu treffen und Pakete und Startnummern auszugeben, die nicht während der Messe abgeholt worden waren. Das hieß für mich Aufstehen um 3, denn ich wollte ja auch noch frühstücken und hatte eine halbe Stunde Fahrzeit. Um mich auf der Strecke bewegen zu können schmiss ich schnell noch das Mountain Bike auf die Ladefläche meines Pick-ups und sauste schon wieder nach Melbourne.
Ich war dazu eingeteilt, beim Einchecken der 5-km-Läufer zu helfen und letzte Anmeldungen entgegen zu nehmen. Ein paar Probleme tauchten in letzter Minute auf, konnten aber gerade noch geregelt werden. Ich war ein bisschen enttäuscht von der Helfer-Koordinatorin, die erst viel später auftauchte und sich nicht wirklich mit den anderen abzusprechen schien.
Egal. Bis zum Start des 5-km-Laufs um sieben gaben wir Startnummern aus, dann schwang ich mich auf mein Rad und fuhr über die Brücke zu der Verpflegungsstation, an der ich bei der Ausgabe von Wasser, Gatorade, Bananen, Orangen und Bagels helfen sollte.
Die Station war an einer sehr ungünstigen Stelle aufgebaut, das sah ich sofort. Direkt in einer 90-Grad-Kurve, an einer sehr schmalen Straße. Kaum Platz und keine Zeit für die Läufer, sich im Vorbeilaufen ihr Getränk zu schnappen. Ich war die einzige Läuferin, und fing sofort an, Verbesserungen vorzunehmen, indem wir den Tisch für die Wasserbecher soweit wie möglich von der Kurve verschoben und ein paar Kids mit dem Essen vor die Kurve setzen. Nicht optimal, aber besser als vorher. Leider hatte die Organisation vergessen, uns außer den Halb-Liter-Flaschen, mit denen wir die Becher füllen sollten, Wasser zum Mischen des Sportgetränks dazulassen. Zum Glück war direkt gegenüber eine Kirche, die uns freundlicherweise das Fass auffüllen ließ. Ich wurde zum Tester für die Mischung bestimmt, damit sie nicht zu stark wurde. Wer schon mal während eines Marathons zu stark gemischtes, fast sirupartiges Gatorade runterwürgen musste, versteht wovon ich rede...
Die richtig schnellen Läufer ignorierten die hingehaltenen Becher, denn die Stelle war wirklich ungünstig und die Stationen kamen sowieso alle 2.5 km, da konnten sie auch mal eine auslassen.
Es war keine riesige Veranstaltung, aber da gleichzeitig das "2009 USA Masters Half-Marathon Championship" abgehalten wurde, waren viele rasend schnelle Läufer über 40 angereist, denen nette Preisgelder winkten.
Der Marathon hatte nur 183 Teilnehmer, der dritte Platz der Frauen wurde mit 3:29:44 belegt. Mit meiner Arizona-Zeit wäre ich also Dritte, mit meiner Boston-Zeit zweite Frau geworden, aber man muss eben auch laufen um zu gewinnen. Und diesmal war es eben nicht mein Lauf. Ich war nicht traurig darum, denn bei so wenigen Teilnehmern ist man wohl auch oft ganz alleine auf der Strecke. Beim Halbmarathon wäre ich zweite in meiner Altersgruppe geworden, aber an die ersten drei Frauen wäre ich nicht mal annähernd rangekommen, da die Siegerin mit 1:13:15 und die dritte Frau immer noch mit 1:21:09 ins Ziel geflogen kamen. Das ist ein Tempo, dass ich nicht mal auf 5 km durchhalten kann.
Da die Marathonläufer zwei Runden laufen mussten und zweimal bei uns vorbei kamen, hatten wir immer zu tun, bis nur noch vereinzelt die ganz langsamen Marathonläufer eintröpfelten, als schon die Strecke abgebaut wurde. Leider gab es keinen Besenwagen oder ähnliches, so dass keiner so ganz genau wusste, wer denn nun der letzte war. Das war etwas ungünstig und frustrierend, denn so warteten wir lange Zeit, bis klar wurde, dass keiner mehr kommen würde. Das muss im nächsten Jahr besser werden.
Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, nach der Veranstaltung den Kurs selber zu laufen, da mein "langer" 90-Minuten-Lauf ja noch ausstand, aber ich war so müde, dass ich nur noch nach Hause fahren und mir unterwegs ein leckeres Subway-Sandwich mit Thunfisch und ganz viel Gemüse besorgen konnte.
Nach ein paar Stunden ausruhen machte ich mich dann doch noch auf zu meinem Lauf, der besser klappte als ich gedacht hatte. In den 90 Minuten schaffte ich 18,65 km, was in Anbetracht der Umstände gar nicht so schlecht ist. Die zweite Hälfte, der Weg nach Hause war dabei deutlich schneller und auf den letzten 15 Minuten gab ich noch mal richtig Gas.
Insgesamt war es eine schöne Veranstaltung und eine positive Erfahrung, die größtenteils viel Spaß gemacht hat. Allein das frustrierende Ende war etwas unschön, aber ansonsten hat es mich darin bestärkt, ruhig öfter bei Läufen zu helfen, statt immer mitzulaufen. Ich hoffe, dass ich mich an meinen Vorsatz, nur ein Rennen im Monat zu laufen, halten kann. Nächstes Wochenende ist es endlich soweit, der erste 10er steht an und mit meinen momentanen Trainingszeiten sollte das ein guter Lauf werden. Ich bin jedenfalls mal gespannt!
Und dann ist da natürlich auch noch das Gruppentraining mit 1-Meilen-Testlauf am Dienstag Nachmittag. Es wird also sicher nicht langweilig.
Nach dem 10er will ich dann auch wieder mit läuferspezifischem Krafttraining anfangen, damit ich noch stärker und schneller werde.
09 Februar 2009
Melbourne & Beaches Music Marathon
Eingestellt von Kerstin um 05:59
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7 Kommentare:
Ich bin ja Frühaufsteher. Aber Start um 7:00Uhr ist doch ein wenig Gewöhnungsbedürftig.
Ich hoffe Du hattest die Ruhe auch mal zuzuschauen, oder bist Du die ganze Zeit hinter deinem Tresen hin und her gerannt?
Die Startzeit ist fuer Florida normal, denn man nutzt gerne die kuehlen Morgenstunden. Dafuer ist man dann auch frueher fertig und kann frueher ins Bett ;-)
Waehrend des Rennens habe ich natuerlich alle Laeufer gesehen, die mussten ja bei uns vorbei und sich ihr Getraenk abholen. Da es ein kleiner Lauf (ca. 800 Halbmarathon- und wie gesagt 183 Marathon-Teilnehmer) waren und die Station gut besetzt war dieser Teil nicht wirklich stressig.
Ist doch komisch, passiert mir öfter mal bei blogger, dass ich etwas schreibe und am nächsten Tag finde ich nix, nix, nix davon ,ärgerlich, so geht es mir heute morgen, gestern habe ich mich ausgelassen über deine Marathon-Hilfestellung, heute ist nichts davon zu sehen !
Gut - auch mal schön, zu helfen und zuzusehen, das gleiche habe ich auch schon öfter gemacht und mir die Läufer vor und nach dem Rennen angesehen, ihnen unter den Arm gegegriffen und Melone, Banane, Äpfel zu geschnitten, macht auch mal Spaß, aber schöner noch ist es,mit zu laufen !
Ich würd ja lieber mal ne Currywurst oder Pommes gereicht bekommen- gäbe doch ein klasse Bild ab !
Aber mal ein Als helfer einzuspringen finde ich auch sehr reizvoll.
Ps: Haben die Beine nicht gezuckt, als die Damen vorbeikamen?
Margitta, das ist ja seltsam und aergerlich, dass deine Kommentare einfach verschwinden. Vielleicht hat ein Fisch an der Leitung geknabbert?
Fuer mich ist das Helfen eine gute Moeglichkeit, dabeizusein ohne (schon wieder) mitzulaufen. Ich mag einfach auch die Atmosphaere bei diesen Rennen und da ich mir vorgenommen habe, nur noch eins im Monat zu laufen und nur einen Marathon pro Jahr, passt das ganz gut. Aber nicht, dass ich das jetzt jedes WE machen will!
Martin, wenn du das ganze WE auf der Messe stehst, am Samstag Morgen vorher noch einen Tempolauf machst und Sonntag auch schon wieder 5 Stunden ununterbrochen auf den Beinen bist bis die ersten Damen vorbeigelaufen kommen, dann zuckt bei mir nichts mehr ;-) Ausserdem bin ich ja auch letztens erst Marathon gelaufen.
Aber ich muss zugeben, ich hab schon geguckt, an welcher Position bzw. zu welcher Zeit ich denn vorbeigelaufen waere...
Puh, ein entspanntes Woend war das dann aber auch nicht wirklich, aber wenn es Spaß gemacht hat, dann ist es doch irgendwie entspannt ... Aber ein wenig ungewohnt ist die Perspektive "hinter dem Tisch" schon, gell? ;)
Nee, entspannt ist was anderes. Aber es muss ja auch nicht immer entspannt sein.
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